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Buchstabe J
(geb. 1924 in Mollans, gest. 2004 in Paris) war Directeur d’Etudes an der Ecole Pratique des Hautes Études in Paris (VIe section, später als E.H.E.S.S. bekannt) und Mitarbeiter der Hansischen Umschau in den HGbll. Er spezialisierte sich besonders auf die Geschichte des internationalen Handels. Bahnbrechend war sein Artikel "Les comptes du Sund comme source pour la construction d’indices généraux de l’activité économique en Europe, XVIe-XVIIIe siècles". Mit seinen Studien über den Seehandel und die Handelsflotten der großen nordeuropäischen Häfen vom 16. bis zum 18. Jh. erwies er sich als einer der besten Kenner der Geschichte der hansischen Spätzeit. Nicht nur der Handel, sondern auch die am Handel beteiligten Unternehmungen und Menschen standen im Mittelpunkt seines Interesses. Das Hauptaugenmerk seiner Forschung richtete sich später auf das kaufmännische Wissen der Kaufleute und die für die Kaufleute verfassten Handbücher und Traktate.
Literatur: P. J., Marchands du Nord, hrsg. P. Braunstein, J. Hoock, 1996; P. J., Marchands d’Europe, hrsg. J. Bottin, M.-L. Pelus-Kaplan, 2002; M.-L. Pelus-Kaplan, Nachruf auf P.J., HGbll. 122 (2004), V-VIII.
Johansen, Paul Wulff (geb. 23. Dezember 1901 in Reval, gest. 19. April 1965 in Hamburg), deutschbaltischer Historiker dänischer Herkunft, wurde 1924 in Leipzig bei Rudolf Kötzschke promoviert. Als Mitarbeiter des Revaler Stadtarchivs 1924-1939 (ab 1934 Stadtarchivar) publizierte er zahlreiche Quellen zur Geschichte der Stadt. Im Zuge der Umsiedlung der Deutschbalten verließ er 1939 Estland. 1941 wurde J. apl. Prof., 1956 Ordinarius für hansische und osteuropäische Geschichte an der Universität Hamburg. J. initiierte die Erforschung der nicht-deutschen Schichten der livländischen Stadtbevölkerung und widmete siedlungsgeschichtlichen Quellen und der Ortsnamenkunde viel Aufmerksamkeit. Nach dem Weltkrieg leitete er eine Neubewertung des Wesens des hansischen Russlandhandels ein und machte in Deutschland die Resultate der jüngeren archäologischen Forschungen in Novgorod bekannt.
Literatur: J. Kivimäe, J.: The Identity of a Historian, in: Denmark and Estonia 1219-2019. Selected Studies on Common Relations, hrsg. J. E. Olesen, 2019, 241-64; H. Weczerka, J. als Hochschullehrer und Hansehistoriker, in: Zeitschrift für Ostforschung 31 (1982), 573-79.
Belegt 1236-1269, erster bekannter Hamburger Ratsschreiber, Magister, gelehrter Jurist, aus der Familie der Gründer der Hamburger Neustadt. Er organisierte als erster das Urkundenarchiv des Rats. Auf ihn gehen das älteste Erbebuch Hamburgs (von 1248) und ein Vorläufer des Hamburgischen Schuldbuchs (von 1270) zurück. 1252-1253 erwirkte er als Gesandter maßgeblich die ersten hansischen Privilegien in Flandern, für Hamburg erreichte er 1261 Zollfreiheit und Schutz in Schweden. Von bleibender Bedeutung war aber seine systematische Kodifikation des Stadtrechts in niederdeutscher Sprache im Hamburgischen → Ordeelbook (1270 verbindlich gemacht). Es wurde von Riga und Stade übernommen und wirkte auch sonst als Vorbild. Das galt auch für das noch von ihm beeinflusste Schiffsrecht von 1292.
Literatur: H.-F. Rosenfeld, Jordan von Boizenburg, in: Niederdeutsches Jahrbuch 105 (1982), 7-20; C. Bertelsmeier-Kierst, Art. Jordan von Boizenburg, HRG 2. Aufl., 2, 2011, 1389-91.
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