Hanse­Lexikon
Herzlich willkommen auf den Seiten des HanseLexikons – dem Nachschlagewerk zur Hansegeschichte im Internet

Der Hansische Geschichtsverein stellt schrittweise die Artikel des in Vorbereitung befindlichen HanseLexikons zur freien Ansicht auf die Homepage. Eine gedruckte Ausgabe ist nach Abschluss geplant.

Bitte beachten Sie das Urheberrecht der jeweiligen Autor:innen und zitieren die Artikel wissenschaftlich korrekt.

Recherche

Buchstabe M

Magdeburg
M., erstmalig 805 im „Diedenhofener Kapitular“ Karls d. Gr. (768-814) erwähnt, nahm unter Otto d. Gr. (936-973) einen enormen Aufschwung. Otto ließ 973 das Mauritiuskloster errichten, ab 942 wurden... mehr

M., erstmalig 805 im „Diedenhofener Kapitular“ Karls d. Gr. (768-814) erwähnt, nahm unter Otto d. Gr. (936-973) einen enormen Aufschwung. Otto ließ 973 das Mauritiuskloster errichten, ab 942 wurden hier Münzen geschlagen und dem Ort eine ganze Reihe von wirtschaftspolitischen Vorrechten in Form von Zoll- und Marktrechten eingeräumt. Auf dieser Grundlage entwickelte sich schnell ein kräftiger Handel. Handwerker und Kaufleute ließen sich vermehrt in der Stadt nieder. 968 erwirkte Otto d. Gr. die Gründung des Erzbistums M. Unter Erzbischof Wichmann (1152-1190) entwickelte sich im 12.Jh. ein modernes und leistungsfähiges Stadtrecht heraus, das sich vom 13. bis 16. Jh. vor allem in Ostmitteleuropa verbreitete und am Ende ca. 1000 Städte umfasste. Auch wenn sich schon im 10. Jh. eine Schicht von Fernhandelskaufleuten in M. herausgebildet hatte, lassen sich Handelstätigkeiten erst im 12. Jh. zweifelsfrei nachweisen. Flandern und Nowgorod werden hier genannt. Aus M. wurden hauptsächlich Lederwaren, Laken und vor allem Getreide aus der fruchtbaren Magdeburger Börde exportiert. 1244 war nach einer längeren Entstehungsphase die Bildung des städtischen Rates vollzogen. Bereits 1254 wurde den Kaufleuten aus M. zusammen mit denen aus Braunschweig in Hamburg ein Zollprivileg gewährt. Da dieses Privileg zu den Bausteinen der entstehenden Hanse gerechnet wird, ist M. als frühes Mitglied der Hanse anzusehen, das nicht förmlich aufgenommen wurde, sondern wie selbstverständlich dazu gehörte. Auch an den weiteren Wegmarken der entstehenden Hanse im 13. Jh. war M. beteiligt, so bei der Verlegung der Handelsvertretung der deutschen Kaufleute von Brügge nach Aardenburg 1280/82 und bei der Verlegung des Oberhofs für das hansische Kontor in Nowgorod von Visby nach Lübeck 1294/95. Erst 1412 besuchte M. zum ersten Mal einen Hansetag. Allerdings beteiligte sich M. aktiv am sich von 1382/84 an bildenden Sächsischen Städtebund, der sich auch als ein Drittel der Hanse verstand. M.  übernahm mit Braunschweig zusammen die Führungsrolle im Sächsischen Städtebund, der bis zu Beginn des 16. Jh.s. einen wichtigen Machtfaktor in der Hanse und der Region zwischen Weser und Elbe darstellte. 1425 teilten sich die M. Kaufleute in vier Gruppen: Flandern-, Preußen-, Lübeck- und Breslaufahrer, was die Hauptausrichtung des M. Fernhandels erkennen lässt. Die Stadtfreiheit Ms. endete 1666 durch den Einmarsch brandenburgischer Truppen. Damit erlosch auch die Mitgliedschaft M.s in der Hanse, die wenige Jahre später auch an ihr Ende kam. 

Matthias Puhle2021

Literatur: W. Ehbrecht, Magdeburg im Sächsischen Städtebund. Zur Erforschung städtischer Teilräume der Hanse, in: FS für B. Schwineköper, hrsg. H. Maurer, H. Patze, 1982, 391-414; M. Puhle, Magdeburg und die Hanse im Mittelalter, in: Von Nowgorod bis London, FS für S. Jenks, hrsg. M.-L. Heckmann, J. Röhrkasten, 2008, 243-54.
Magdeburger Recht
Zurückgehend auf Privilegien für den seit 805 belegten Markt muss sich bereits im 11. Jh. ein Rechtekanon zunächst für Kaufleute, dann für die Bürgerschaft Magdeburgs herausgebildet haben, der auch... mehr

Zurückgehend auf Privilegien für den seit 805 belegten Markt muss sich bereits im 11. Jh. ein Rechtekanon zunächst für Kaufleute, dann für die Bürgerschaft Magdeburgs herausgebildet haben, der auch die Verfassung der Stadt regelte. In den Rechtsverleihungen an Stendal (um 1145), Leipzig (um 1161) und Jüterbog (1174) als ius Maideburgense bereits greifbar, ist das älteste bekannte schriftliche Zeugnis des M.s ein Privileg Erzbischof Wichmanns von 1188. Die hier statuierten Regelungen lassen auf ein schon bestehendes Stadtrecht schließen. Spätere mittelbare Quellen sind u.a. das Halle-Neumarkter Recht von 1235, die Rechtsweisungen für Breslau (1261 u. 1295), Leitmeritz (wohl vor 1262) und Görlitz (1304). Materielle Grundlage des M.s bildeten die Urteile des Magdeburger Schöppenkollegiums, die sich seit Anfang des 14. Jh. nachweisen lassen. Die zunächst nur kopial, seit dem 15. Jh. zunehmend im Original überlieferten Rechtssprüche und Rechtsweisungen geben Einblick in das Wesen des M.s und seine Veränderungen, die es bis Mitte des 16. Jh. erfahren hat. Kompilationen und Bearbeitungen des M.s wie das ‚Magdeburger Weichbildrecht‘ oder die ‚Magdeburger Urteile‘ breiteten sich zusammen mit dem Sachsenspiegel Eikes von Repgow im Rahmen der Siedlungsbewegungen des 13. und 14. Jh. weit nach Osten aus. Dem Rechtstransfer und der produktiven Rezeption von M. und Sachsenspiegel als ius saxonicum oder ius teutonicum verdankt sich im Wesentlichen die Wertschätzung, die dem M. zuteil wurde. Glossierungen und Übersetzungen in die polnische, tschechische und lateinische Sprache und eine bereits im 17. Jh. beginnende wissenschaftliche Würdigung geben hiervon Zeugnis.

Wieland Carls2016

Quellenverlinkung: http://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/55234.html

Literatur: H. Kümper, Art. M., Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2012 (30.07.2014); F. Ebel, M., in: Magdeburg, hrsg. M. Puhle, P. Petsch, 2005, 137-54; H. Lück, Art. M., HRG, Lfg. 21, 2. Aufl. 2015, 1127-1136.
Margarethe I. von Dänemark
- in Planung / Vorbereitung -  mehr

- in Planung / Vorbereitung - 

Mark, preußische
Die P. wurde durch den Deutschen Orden eingeführt, begründet in der Goldenen Bulle von Rimini (1226) (Münzregal). Im Zeitraum von ca. 1235 bis 1368 unterteilte sich das Münzsystem in Mark, Firdung,... mehr

Die P. wurde durch den Deutschen Orden eingeführt, begründet in der Goldenen Bulle von Rimini (1226) (Münzregal). Im Zeitraum von ca. 1235 bis 1368 unterteilte sich das Münzsystem in Mark, Firdung, Scot und Schilling als Rechengeld sowie Pfennige als zirkulierende Münzen (1 Mark = 4 Firdung = 24 Scot = 60 Schillinge = 720 Pfennige). Um 1368 ergänzte der Orden das Münzsystem mit drei zusätzlichen Münzen, Halbscotern (zu 16 Pfennigen), Schillingen und Vierchen. Nach 1380 wurde der relativ hohe Silbergehalt der Schillinge reduziert und auf Halbscoter und Vierchen verzichtet. 1416 führte man angesichts des Münzverfalls nach 1410 zunächst kurzfristig die Halbscoter wieder ein, um dann eine Geldreform zu beschließen, die eine Unterteilung in gute und geringe P. und die Nutzung zweier Währungssysteme zur Folge hatte. Eine gute P. entsprach zwei geringen P., sodass die geringe nur 360 Pfennigen entsprach Nach den Reduktionen im Wert des Schillings im Dreizehnjährigen Krieg ging man 1490 zur Prägung von Scotern zu 15 Pfennigen über, seit 1502 von Groschen zu 18 Pfennigen, die nach 1507 die Scoter verdrängten. Der Schlag der Münzen erfolgte in Preußen in Städten wie Elbing, Thorn, Marienburg, Königsberg und Danzig durch die Etablierung von Münzstätten.

Cordula A. Franzke2016

Literatur: O. Volckart, Die Münzpolitik im Ordensland und Herzogtum Preußen von 1370 bis 1550, 1996; E. Waschinski, Die Münz- und Währungspolitik des Deutschen Ordens in Preußen, ihre historischen Probleme und seltenen Gepräge, 1952.
Maße und Gewichte
- in Planung / Vorbereitung -  mehr

- in Planung / Vorbereitung - 

Mecklenburg
- in Planung / Vorbereitung -  mehr

- in Planung / Vorbereitung - 

Melle
- in Planung / Vorbereitung -  mehr

- in Planung / Vorbereitung - 

Menden
- in Planung / Vorbereitung -  mehr

- in Planung / Vorbereitung - 

Merchant Adventurers
- in Planung / Vorbereitung -  mehr

- in Planung / Vorbereitung - 

Merseburg
M., das seit 780 nachweisbar ist, spielte in der Zeit der Ottonen (919-1024) eine große Rolle und wurde 968 Bischofsstadt. Heinrich II. (1002-1024) erhob M. nach Aufhebung des Bistums unter Otto... mehr

M., das seit 780 nachweisbar ist, spielte in der Zeit der Ottonen (919-1024) eine große Rolle und wurde 968 Bischofsstadt. Heinrich II. (1002-1024) erhob M. nach Aufhebung des Bistums unter Otto II. (973-984) 1004 wieder zur Bischofsstadt. Zeitgleich erhielt M. ein königliches Privileg für Markt, Münze und Zoll.  Es kam daraufhin zu einer verstärkten Ansiedlung von Kaufleuten und Handwerkern und zu einer frühen jüdischen Gemeinde. Spätestens ab 1289 verfügte M. über einen Rat und eine vom Stadtherrn, dem Bischof, geduldete Teilautonomie. 1427 wird M. erstmals als Hansestadt und als Teilnehmer des Sächsischen Städtebundes erwähnt. Bis 1443 beteiligte sich M. an den immer wieder erneuerten Bündnissen der sächsischen Städte. Danach lassen sich keine Berührungspunkte M.s mit der Hanse oder dem Sächsischen Städtebund mehr nachweisen. Entweder verhinderte der Druck des M. Bischofs weitere Aktivitäten in diese Richtung oder die Stadt scheute als relativ kleine Hansestadt ohne starken Einfluss auf die Hanse die Ausgaben für Reisen der hansischen Gesandtschaften. 

Matthias Puhle2021

Literatur: P. Ramm, Merseburg in romanischer Zeit. Königspfalz – Bischofssitz – Stadt, 2.Aufl. 2012; M. Puhle, Hanse –16 Städtebilder aus Sachsen-Anhalt, 2008, S. 70-77.
Messen
- in Planung / Vorbereitung -  mehr

- in Planung / Vorbereitung - 

Metallhandwerk und Metallprodukte
Abgesehen davon, dass geschmiedete, gegossene oder anders verarbeitete Metalle für den kommunalen und privaten Bedarf unentbehrlich und folglich entsprechende Werkstätten allenthalben vorhanden... mehr

Abgesehen davon, dass geschmiedete, gegossene oder anders verarbeitete Metalle für den kommunalen und privaten Bedarf unentbehrlich und folglich entsprechende Werkstätten allenthalben vorhanden waren, entwickelte sich an einzelnen begünstigten Standorten im Hanseraum ein exportorientiertes M. Führend in der Edel-, Buntmetall- und Eisenverarbeitung war Köln. Dem Goldschmiedehandwerk gehörten seit 1395 bis ins 16. Jh. etwa 120 Meister an. In der rheinischen Metropole gelangten auch die Goldschlägerei und -spinnerei zu europäischer Bedeutung und fanden sogar auf dem italienischen Markt Akzeptanz. Im Buntmetallsektor erreichte die Kölner Kupferschlägerei dank neuer Schmelzöfen im 15. Jh. einen Höhepunkt und wurde in großem Stil verlegerisch organisiert. In der Kesselherstellung, deren Hauptabsatzgebiete im Nordwesten (u. a. Flandern, Brabant) lagen, ist eine Arbeitsteilung zwischen ländlicher Produktion (Hammerwerke) und veredelndem städtischem Gewerbe augenfällig.

Für die Messingverarbeitung war das nur in England an hansischen Privilegien teilhabende, ansonsten nicht zur Hanse zählende →Dinant an der Maas berühmt, das von den Vorkommen der Zinkblende Galmei in der Umgebung profitierte. Es wurde allerdings durch die Zerstörung der Stadt 1466 stark beeinträchtigt und von anderen Standorten, besonders Aachen, abgelöst. Weiter östlich dürfte der Bergbau auf Silber und Kupfer im Harz die Entstehung von frühen Produktionszentren in der Umgebung – wie die Bronzegießerei von Hildesheim – gefördert haben, geriet aber im 14. Jh. in eine Krise und erlebte erst in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. einen Wiederaufschwung. Während es in Goslar weitgehend bei der Ausfuhr von Rohkupfer blieb, sind als exportorientiertes M. der Hansezeit vor allem die Beckenwerker und weitere Berufe in Braunschweig hervorzuheben. Für den Fernabsatz über z.T. die Materialien besorgende Kaufleute arbeiteten im Buntmetallsektor auch die →Grapen- und Apengießer sowie die Zinngießer (Kannengießer) nicht nur im Binnenland, sondern gerade auch in den hansischen Seestädten. Das Kupfergewerbe von Lübeck erlangte durchaus eine überlokale Bedeutung; in der Nähe der Stadt wurden im 15. und 16. Jh. mehrere Kupfermühlen errichtet. Die Zufuhr slowakischen Kupfers schuf gute Voraussetzungen für das M. in Krakau und Breslau.

Die Drahtherstellung und -verarbeitung war im Hanseraum vor allem in den märkischen Städten Lüdenscheid, Altena und Iserlohn heimisch, die sich in diesem Bereich unterschiedlich spezialisierten. Die Fertigung des Mitteldrahts in Altena, bei der seit dem 15. Jh. die Wasserkraft zum Einsatz kam, wurde durch z. T. aus dem M. selbst stammende sog. Reidemeister kontrolliert. Sie war aber auch von Abnehmern aus den größeren Städten Dortmund, Soest und besonders Köln abhängig, dessen Kaufleute im 15. Jh. zeitweise die Erzeugung aller drei Drahtstädte dominierten. Die aus Draht bestehenden Iserlohner Ringelpanzer wurden außer durch örtliche Händler ebenso über Kaufleute von Dortmund und Soest abgesetzt. Die wenig aufwendige Herstellung von Nägeln verschiedener Art und Größe als gefragter Massenware fand vielfach in kleineren Orten und auf dem Lande statt. Auch diese Produktion wurde aber nicht selten von Händlern bzw. Verlegern in Zentren wie Köln zusammengefasst.

Eine Verklammerung von größeren Städten und Umland findet sich ebenso in anderen Bereichen der Eisenverarbeitung, speziell in Westfalen, wo Dortmund und Soest als Drehscheiben des Handels mit Metallwaren wie Werkzeugen und Waffen fungierten. Enge Bindungen gab es zwischen den Stahlschmieden von Breckerfeld und Kölner Unternehmern. Im Schwerter- und Messergewerbe von Köln, dessen Schmiedeerzeugnisse schon im 12. Jh. gefragt waren, bezog man im späten Mittelalter die Rohklingen besonders aus Solingen. Ein nennenswertes Messergewerbe gab es außer im Rechtsrheinischen noch an anderen Plätzen im Hanseraum, u. a. in Hildesheim, dessen Produkte u. a. in Braunschweig, Lübeck oder Wismar begegnen. Genannt seien als Standorte ferner Braunschweig, Lübeck (Warenzeichen 1479), Krakau oder Breslau. Scheren hingegen wurden an verschiedenen Plätzen im rheinisch-westfälischen Raum geschmiedet und z. T. ebenfalls über Köln vertrieben. Im bergischen Land, das ideale natürliche Voraussetzungen für das Entstehen einer entsprechenden Produktion bot, wandte man sich vor allem jenseits der Wupper im Cronenberger, Remscheider und Lüttringhauser Gebiet dem Herstellen von Sensen und Sicheln zu. Das Absatzgebiet hierfür reichte von Brabant, Holland und sogar England im Westen bis nach Dänemark und in den Ostseeraum. Ein kleines Zentrum des Sensenschmiedens im späteren Oldenburger Münsterland wurde das 1470 zu hansestädtischen Beitragszahlungen aufgeforderte Friesoythe.

Wegen der hohen Nachfrage nach Rüstungen entwickelte sich an einigen Standorten im Hanseraum eine Plattenharnischherstellung, vor allem in Köln. In der rheinischen Metropole waren die Harnischmacher mit den seit dem 12. Jh. belegten und wohl schon im 13. Jh. eine eigene Zunft bildenden sog. Sarwörtern vereinigt. Einzelnen Mitgliedern des Amtes gelang es, zu Unternehmern und Händlern in großem Stil aufzusteigen, während andere als Stückwerker abhängig von Auftraggebern waren. Wegen der seit der zweiten Hälfte des 15. Jhs. verstärkten Einbeziehung des Umlandes unter Einsatz der Mühlentechnik kam es zu Differenzen zwischen Harnischmachern und Harnischpolieren. Als hansestädtischer Standort der Plattnerei sei ansonsten Braunschweig hervorgehoben, dessen Handwerk im 16. Jh. hierbei seinen Höhepunkt erreichte.

Die Durchsetzung der Feuerwaffen seit dem 14. Jh. führte zu neuen Spezialisierungen im M., im Reich u. a. auch in den nördlichen Rheinlanden und Westfalen. Dabei erlangten neben Orten wie Dortmund, Duisburg oder Soest z.T. kleinere Städte wie Bergneustadt und Burg a.d. Wupper Bedeutung, während Köln zumindest bei der Produktion von Handfeuerwaffen nur eine geringe Rolle spielte. Eines der wichtigsten Zentren für dieses Gewerbe wurde jedoch Essen, das im 16. Jh. viele europäische Länder belieferte. Die bereits im 14. Jh. belegte Braunschweiger Geschütz- und Handbüchsenherstellung stand im 15. und 16. Jh. in Blüte; ihre Erzeugnisse wurden bis nach Russland, Dänemark, England, Österreich, Ungarn und Norditalien verbreitet. Teilweise wurden hier auch fertige Läufe und Schlösser außerhalb, z.B. in Goslar, Hildesheim, Hannover oder Halberstadt, erworben und von den örtlichen Büchsenmachern weiterverarbeitet. Insgesamt zeigt sich, dass der Hanseraum dort, wo durch einen Bergbau in der Nähe oder Handelsbeziehungen eine gute Versorgung mit Rohmetall oder Halbfertigwaren möglich war, über ein differenziertes M. verfügte bzw. hansische Kaufleute auf Produkte aus der Umgebung zurückgreifen konnten.

Rudolf Holbach2020

Literatur: F. Irsigler, Die wirtschaftliche Stellung der Reichsstadt Köln im 14. und 15. Jh., 1979; R. Holbach, Frühformen von Verlag und Großbetrieb in der gewerblichen Produktion, 1994; Th. Beddies, Becken und Geschütze. Der Harz und sein nördliches Vorland als Metallgewerbelandschaft in Mittelalter und früher Neuzeit, 1996; Schmiedehandwerk in Mittelalter und Neuzeit, hrsg. W. Melzer, 2004; Lübecker Kolloquium zur Stadtarchäologie im Hanseraum V: Das Handwerk, hrsg. M. Gläser, 2006.
Meyer, Marcus
Geb. um 1500 Hamburg, enthauptet und gevierteilt 17.06.1536 Varberg, Grobschmied. Seit 1532 als Kundschafter und Söldnerführer in Lübecker Diensten, Heirat mit der Witwe des Bürgermeisters... mehr

Geb. um 1500 Hamburg, enthauptet und gevierteilt 17.06.1536 Varberg, Grobschmied. Seit 1532 als Kundschafter und Söldnerführer in Lübecker Diensten, Heirat mit der Witwe des Bürgermeisters Gottschalk Lunte, seit 1533 als Kaper gegen die Holländer im Sund und von Heinrich VIII. von England geadelt, dem er autorisiert durch Jürgen Wullenwever die Kronen von Dänemark und Schweden und ein Bündnis mit der Hanse sowie Truppen und Schiffe angeboten hatte. 1535 vom Grafen von Oldenburg mit Island belehnt, hielt er die Festung Varberg in Halland über Monate im englischen Auftrag besetzt, bis sie am 26.05.1536 sturmreif geschossen und er von Vasallen Christians III. von Dänemark hingerichtet wurde

Nils Jörn2019

Literatur: N. Jörn, Marcus Meyer – die Karriere eines Hamburgers im Konzept englischer Regierungspolitik, in: Akteure und Gegner der Hanse – zur Prosopographie der Hansezeit. Konrad-Fritze-Gedächtnisschrift, hg. Detlef Kattinger, Horst Wernicke, 1998, 183-201.
Middelburg
M. liegt auf der Halbinsel Walcheren in Seeland und besitztseit 1217 Stadtrechte. Die günstige geographische Lage durch die Verbindung mit dem Meeresarm und einem natürlichen Hafen bei Arnemuiden... mehr

M. liegt auf der Halbinsel Walcheren in Seeland und besitztseit 1217 Stadtrechte. Die günstige geographische Lage durch die Verbindung mit dem Meeresarm und einem natürlichen Hafen bei Arnemuiden trug zu seiner wirtschaftlichen Entwicklung bei. Zu Beginn des 15. Jhs. erhielt M. Stapelrecht für die gesamte Insel Walcheren und nahm die Funktion eines Vorhafens für das Scheldegebiet ein, in dem vor allem Schüttgut (Salz) und Holz umgeschlagen wurden. Zudem beteiligte sich M. am Wein- und Tuchhandel und war wichtigstes Zentrum Seelands.

Christian Ashauer2020

Literatur: W.S. Unger, De geschiedenis van Middelburg in omtrek, 1954; J. Bruijns, F. Jilleba, Middelburg, haar geschiedenis en mooiste monumenten,1988.
Minden
Die Gründung des Bistums M. um 800 schuf die Grundlage zur Entstehung einer Siedlung, die vor 1180 städtische Qualität erreicht hatte. Günstig gelegen an Fernwegen aus dem rheinischen Raum zu Nord-... mehr

Die Gründung des Bistums M. um 800 schuf die Grundlage zur Entstehung einer Siedlung, die vor 1180 städtische Qualität erreicht hatte. Günstig gelegen an Fernwegen aus dem rheinischen Raum zu Nord- und Ostsee und der schiffbaren Weser (Weserholzbrücke vor 1232) erreichte die Stadt im 13. Jh. gegenüber ihrem Stadtherrn, der ab 1307 seinen Sitz zumeist in Petershagen hatte, einen recht autonomen Stand. Im 13. Jh. wuchs die Stadt auf 56 ha innert der Mauer, hinzutraten extra muros drei Vorstädte als Sondergemeinden. Um 1500 kann die Einwohnerzahl auf bis zu 4.000 geschätzt werden. 1231 ist das sigillum burgensium, 1244 sind consules belegt, 1303 ein Bürgermeister. 1256 wurden der Bürgergemeinde die städtischen Rechte (nach Dortmunder Vorbild) bestätigt. 1246 gehörte Minden zu den Vertragspartnern des Ladbergener, dann auch des Rheinischen Bundes und sicherte sich in der Folgezeit durch zahlreiche, meist mit den Territorialherren des Wesergebiets geschlossene Bündnisse. Diese zeigen, dass Mindens Interessen sich weniger nach Westen, vielmehr in die nördlich und östlich gelegenen Gebiete richteten. Im 11. Jh. sind mercatores belegt. Ein besonderes Exportgewerbe war nicht entwickelt, exportiert wurde v.a. Getreide, Holz und Bier. Eine eigentliche Handelsgeschichte ist Desiderat.

Minden stimmte 1295 (im Unterschied zu anderen westfälischen Städten) der Verlegung des Oberhofes für Nowgorod von Visby nach Lübeck zu. Unstrittig als Hansestadt in den Tohopesaten, Taxlisten und Konföderationen aufgeführt klagte die Stadt im 16. Jh. darüber, über keine Beistädte (wie die meisten anderen westfälischen Prinzipalstädte) zu verfügen. Nur fünfmal sandte Minden Vertreter zu allgemeinen Hansetagen, zuerst 1418, zuletzt 1518.  Im 15./16. Jahrhundert wurde Minden im Rahmen der Organisationsbemühungen des Verbandes mal dem kölnischen, mal dem sächsischen Drittel zugeordnet. Zweimal war die Hanse direkt mit Minden befasst: Anlässlich der Mindener Schicht, eines Machtkampfes innerhalb des Rates 1405-1408, war auch der Verband um Beilegung bemüht. Ebenso war er angerufen, als Bremen ab 1498 begann, den freien Weserverkehr für Mindener Ware an Bremen vorbei zu behindern, worauf Minden ab 1532 Stapelrechte gegenüber Bremer Kaufleuten in Anspruch nahm. Der Streit wurde erst in nachhansischer Zeit durch das Reichskammergericht entschieden. Mindens Teilnahmen an Hansetagen korrespondieren zu diesen Ereignissen.

F. Bernward Fahlbusch2024

Literatur: M. Krieg, Der Schiffahrtsstreit zwischen Bremen und Minden, in: HGBll. 60 (1935), 66-88; W. Ehbrecht, Form und Bedeutung innerstädtischer Auseinandersetzungen am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit: Minden 1405–1535, in: Ders. (Hrsg.), Städtische Führungsgruppen und Gemeinde in der werdenden Neuzeit, 1980, 115-152; H. Schoppmeyer, Untersuchungen zur hansischen Geschichte Mindens, in: Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins 69 (1997), 57-83; H. Nordsiek, Minden an der Weser. Stadtentwicklung, Stadtautonomie und Stadtherrschaft von den Anfängen bis 1806, in: Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins 89 (2017), 7-94.
Mitgliedschaft in der Hanse
- in Planung / Vorbereitung -  mehr

- in Planung / Vorbereitung - 

Monopolgesetzgebung
Gesetze, die Monopole verbieten, stammen in Deutschland vor allem aus dem 16. Jh. und richteten sich in erster Linie gegen die großen süddeutschen Handelshäuser, die sich zur Verteidigung auf vom... mehr

Gesetze, die Monopole verbieten, stammen in Deutschland vor allem aus dem 16. Jh. und richteten sich in erster Linie gegen die großen süddeutschen Handelshäuser, die sich zur Verteidigung auf vom Ius commune anerkannte Ausnahmen von den Monopolverboten beriefen. Die Hanse war selbst nicht abgeneigt, Monopole zu errichten und zu verteidigen, wenn sich die Möglichkeit bot, so das nicht komplett durchgesetzte Stockfischmonopol in Bergen, oder der Nowgorodhandel insgesamt. Andererseits setzte sie sich auf dem Trier-Kölner Reichstag 1512 für ein Verbot von Monopolen und Fürkauf ein, das sich gegen die oberdeutsche Konkurrenz richtete. Umgekehrt wurden, soweit ersichtlich, die mit einer Reihe von Sanktionen bewehrten Verbote (Güterkonfiskation, Verlust des Geleitschutzes u. a.) gegen die Hanse nicht in Stellung gebracht.

Albrecht Cordes2017

Literatur: H. Kellenbenz, Art. Monopol, Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte III, 1.Aufl. 1984, 633-45.
Moskau
M. (russ.: Moskwa) wurde erstmals 1147 schriftlich erwähnt. Da die Novgoroder eine Weiterreise der Hansen ins russische Landesinnere verhinderten, hatte M. das ganze Mittelalter hindurch keine... mehr

M. (russ.: Moskwa) wurde erstmals 1147 schriftlich erwähnt. Da die Novgoroder eine Weiterreise der Hansen ins russische Landesinnere verhinderten, hatte M. das ganze Mittelalter hindurch keine direkten Kontakte mit dem Hansebereich. Der Aufstieg M.s zu Russlands Hauptstadt am Ende des 15. Jh.s und die Einverleibung Novgorods in den Moskauer Staat (1478), nach der alle für die Hanse relevanten Fragen in M. entschieden wurden, führten zur Ausweitung der hansischen Diplomatie- und Handelsbeziehungen zu M. Der M.er Markt bot den Hansen hervorragende Absatzmöglichkeiten für wertvolle Produkte des islamischen Ostens ebenso wie solide Einnahmen aus der Nachfrage der russischen Regierung v. a. nach Silber, Waffen und Luxusgütern. Im 16. Jh. aber wurde der hansische Handel in M. erheblich durch die Konkurrenz der oberdeutschen Kaufleute (Fugger) und der Engländer gehemmt. Im Gegensatz zu den Letzteren hatten die Hansen in M. keinen Hof, obwohl sie über einige Vorrechte verfügten, darunter eine Zollvergünstigung. Der Livländische Krieg (1558-1583) legte den Handelsverkehr der Hansen mit M. langfristig lahm, aber nach dessen Beendigung normalisierte sich die Lage im russischen Fernhandel ziemlich schnell. Dank der diplomatischen Bemühungen Lübecks, die 1586 und 1603 mit der Erneuerung der hansischen Vorrechte ihren Höhepunkt erreichten, gelang es den Hansen, in M. wieder rasch an Bedeutung zu gewinnen. In der ersten Hälfte des 17. Jh.s benutzten die livländischen Hansestädte, die politisch zu Schweden kamen, den Schwedischen Hof in M. für die Erwirtschaftung ihrer Gewinne.

Marina Bessudnova2021

Literatur: N. Angermann. Deutsche Handelsverbindungen mit Moskau im 15. und 16. Jahrhundert, in: HGBll, 125 (2007), 121-42; I. A. Iwanov. Hansische Niederlassungen in Russland um 1600, in: HGBll, Bd. 133 (2015), 163-82.
Mühlhausen (Thüringen)
- in Planung / Vorbereitung -  mehr

- in Planung / Vorbereitung - 

Mulich
Die aus Nürnberg stammende Kaufmannsfamilie M. war im Spätmittelalter am Nürnberg-Lübeck-Handel mit dem Hauptumschlagsplatz Frankfurt a. M. beteiligt und vertrieb vornehmlich Erzeugnisse des... mehr

Die aus Nürnberg stammende Kaufmannsfamilie M. war im Spätmittelalter am Nürnberg-Lübeck-Handel mit dem Hauptumschlagsplatz Frankfurt a. M. beteiligt und vertrieb vornehmlich Erzeugnisse des Nürnberger Metallgewerbes, den sog. Nürnberger Tand. In Lübeck traten die M. erstmals im Zuge der Handelsgeschäfte von Kunz M. d. Ä. 1436 auf. Seine Söhne führten den Handel fort. Während Kunz d. J. zeitlebens Nürnberger blieb, verlagerten seine Brüder Hans, Paul und Matthias ihre Geschäfte langfristig in den Norden und nahmen das Lübecker Bürgerrecht an. Verwandtschaftliche Verflechtungen der M. bestanden sowohl zu Nürnberger Großkaufleuten außerhalb des Stadtadels als auch zu den Lübecker Führungsgruppen. Bedeutendster Vertreter war Matthias M. († 02.12.1528), der sich 1514 in Lübeck fest niederließ und durch Zugehörigkeit zu mehreren Lübecker Bruderschaften und zur Zirkelgesellschaft sowie durch Eheschließungen mit Katharina von Stiten und Katharina Kortsack Zugang zu den Lübecker Führungsgruppen erhielt. Als Kaufmann (Metallkurzwaren, Waffen, Luxusartikel) und Kreditgeber erstreckten sich seine Kontakte von Nürnberg über Lübeck und die umliegenden Fürstentümer bis zum dänischen Königshof.

Mirja Piorr2017

Literatur: G. Fouquet, Geschäft und Politik, Ehe und Verwandtschaft – Briefe an den Nürnberg-Lübecker Kaufmann Matthias Mulich vom Winter 1522/23, in: Die Stadt als Kommunikationsraum, hrsg. H. Bräuer, E. Schlenkrich, 2001, 311-46; C. Nordmann, Nürnberger Großhändler im spätmittelalterlichen Lübeck, 1933; J. F. Richter, Das Porträt des Mathias Mulich, in: Das Gavnø-Retabel von Jacob van Utrecht mit einem Nachtrag zum Portrait des Mathias Mulich, hrsg. St.-Annen-Museum Lübeck, 2013, 110-17.
Münster
- in Planung / Vorbereitung -  mehr

- in Planung / Vorbereitung - 

Münster, Bistum
805 wurde der friesische Missionar Liudger als erster Bischof von M. eingesetzt. Das neugegründete, mit umfangreichem Grundbesitz ausgestattete Bistum umfasste ungefähr das heutige Münsterland und... mehr

805 wurde der friesische Missionar Liudger als erster Bischof von M. eingesetzt. Das neugegründete, mit umfangreichem Grundbesitz ausgestattete Bistum umfasste ungefähr das heutige Münsterland und den Missionsbereich Liudgers im Emsmündungsgebiet. Das Hochstift wurde zum flächenmäßig größten Bistum im deutschsprachigen Raum ausgebaut. Mit der Inbesitznahme der Grafschaft Delmenhorst (1482-1547) und der Pfandherrschaft über Wildeshausen (1429-1634, 1675-1699) weiteten die Fürstbischöfe schließlich ihre weltliche Herrschaft bis vor die Tore ->Bremens aus.   Damit hatte das Hochstift große Bedeutung für den hansischen Transithandel über Land zwischen → Köln, → Holland, den → Niederlanden einer- und Bremen bzw. → Hamburg und → Lübeck andererseits. Wichtig war aber auch die direkte, fast ganz auf bischöflichem Territorium liegende Verbindung zur → Nordsee über die ab Greven bzw. Rheine schiffbare Ems. Den Handel förderte der Landesherr u.a. durch seine intensiv wahrgenommene Geleitpolitik gegenüber Kaufleuten und den hansischen Ratssendboten. Zum überregionalen Handel konnte das Hochstift nur in sehr begrenztem Rahmen mit eigenen Produkten beitragen, so mit westfälischem Leinen und dem wegen seiner guten Bearbeitungsmöglichkeiten von Steinmetzen geschätzten Baumberger (Kalk)Sandstein. Seit dem 16. Jh. verlor der Fernhandel im Bistum zunehmend an Bedeutung; der Handel Richtung Westen, vor allem mit den benachbarten Niederlanden, nahm zu. Bedeutendste Hansestadt des Territoriums war der im Oberstift gelegene Bistumssitz → Münster, wobei die Zahl der hochstiftischen Hansestädte umstritten ist. Den zugleich im Rahmen der Reichspolitik stehenden Kampf um den münsterschen Bischofsstuhl gewann Ende des 16. Jhs. die katholische Partei, die die Gegenreformation vorantrieb.

Anna-Therese Grabkowsky2017

Literatur: W. Kohl: Das Bistum Münster. Bd 1: Die Diözese. Germania sacra NF 37: Die Kirchenprovinz Köln, Bd. 7,1, 1999, S. 60-322.
nach oben