Hanse­Lexikon
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Buchstabe W

Wachs

Wegen seiner vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten und besonders wegen des großen kirchlichen Bedarfs war W. im Mittelalter eine sehr gefragte Ware, ihr kam im Hansehandel deshalb große Bedeutung... mehr

Wegen seiner vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten und besonders wegen des großen kirchlichen Bedarfs war W. im Mittelalter eine sehr gefragte Ware, ihr kam im Hansehandel deshalb große Bedeutung zu. Im Zusammenhang mit der Vorstellung von der Jungfräulichkeit der Biene galt W. als rein, weshalb Kerzen für den Gottesdienst und sonstige religiöse Zwecke aus W. gezogen wurden. Außerdem verwendete man das Letztere bei der Herstellung von →Wachstafeln, Siegeln, medizinischen Salben u.a. Die Gewinnung von W., auch durch Waldbienenhaltung, war in Europa verbreitet, das bedeutendste Erzeugergebiet mit dieser Art der Bienenhaltung bildete jedoch die →Rus᾿. Im Angebot von →Novgorod trat W. zwar hinter →Pelzen zurück, beim Export aus →Pskov und den belarussischen Handelszentren stand es indessen lange an erster Stelle. Die Reformation bewirkte durch die Änderungen der Liturgie einen starken Einbruch im Handel mit W., eine begrenzte Rolle spielte es aber auch noch in der hansischen Spätzeit.

Norbert Angermann2019

Literatur: Ch. Warnke, Der Handel mit Wachs zwischen Ost- und Westeuropa im frühen und hohen Mittelalter, in: Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel- und Nordeuropa, Teil IV: Der Handel der Karolinger- und Wikingerzeit, hrsg. K. Düwel u.a., 1987, 545-69.
Wachstafeln

W. dienten schon im antiken Ägypten zur Aufnahme ephemerer Aufzeichnungen wie Notizen, Konzepte, Briefwechsel und Schreibübungen . Literarisch und in Abbildungen seit dem 6. Jh. überliefert, treten... mehr

W. dienten schon im antiken Ägypten zur Aufnahme ephemerer Aufzeichnungen wie Notizen, Konzepte, Briefwechsel und Schreibübungen . Literarisch und in Abbildungen seit dem 6. Jh. überliefert, treten sie seit dem 11. Jh. in Europa als Ausgrabungsfund zutage. Die meist rechteckigen flachen Täfelchen v. a. aus Buchenholz (z.B. ca. 4x10 cm oder 8x12 cm und 0,3 cm dick) wurden als Handelsware von Spezialisten hergestellt (13. Jh.). Ein stehengelassener Rand umgibt eine flache rechteckige Vertiefung, die mit schwarzem, schwarzbraunem oder -grünem Wachs (gehärtet u. a. durch Pech oder Harz) ausgefüllt ist. Am Rand der W. befindet sich häufig eine Vertiefung für den evtl. geschmückten Schreibgriffel aus Bein oder Metall. Sein spatelförmiges Ende diente zur Glättung des Wachses, um erneutes Schreiben zu ermöglichen. Mehrere Plättchen wurden – am Rücken verbunden – zu einem kleinen Buch vereinigt und die Außenseite mit Schmuckornamenten oder der Hausmarke des Eigentümers versehen. Sie konnten am Gürtel getragen oder in ledernen Futteralen verwahrt werden. W. waren über ganz Europa verbreitet. In Lübeck wurden 1866 22 W. sowie Einzelstücke 1957 und 1975 bei Ausgrabungen gefunden, deren Texte Schülerübungen u.a. zur kaufmännischen Berufsausbildung Ende des 14. Jhs. bzw. eine Warenbestellung des 15. Jhs. aufwiesen. Typischerweise verwendete sie gerade der Kaufmann, was für seine Lese- und Schreibfertigkeit sowie die Vielzahl seiner Geschäfte spricht. Erst in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. wurde das Papier zur Konkurrenz.

 Bemerkenswert ist trotz der scheinbaren Empfindlichkeit des Materials die große Zahl von W. etwa von Aktenbogengröße in Archiven, wohin sie als amtliches Schriftgut gelangt sind. Die bessere Haftung der Wachsfläche wurde durch stehengelassene Holzstege erreicht. Beispielsweise seien hier die 128 Brettchen in 21 Bündeln des Stadtarchivs in Toruń aus der Zeit von etwa 1350 bis 1550 genannt (Größe: 12x25 bis 21,5x41,7cm). Sie enthielten zumeist Rechnungsaufzeichnungen (Zinsen, Preise, Löhne), aber auch Notizen zu Personen und Truppenkontingenten. Grundzinsregister führten W. in Danzig (1396-1440) auf, Mieten und Pachten in Wismar (1460-1470), Beschlüsse des alten und neuen Rats in Göttingen (1330-1345) sowie Aufzeichnungen einer Kaufmannsinnung auf 13 Tafeln (1397-1419) in Hannover.

Antjekathrin Graßmann2014

Literatur: A. Graßmann, Das Wachstafel-Notizbuch des mittelalterlichen Menschen, in: Zur Lebensweise in der Stadt um 1200, hrsg. H. Steuer, 1986, 223-35; dies., Wachstafel und Griffel, in: Aus dem Alltag der mittelalterlichen Stadt, red. J. Wittstock, [1982], 211-18.
Wagenschoss

W. oder vagenschot (skand. vognskoed, slaw. vančos , nl. waegescotten, engl. wainscot, frz. escot) gehört neben Klappholz zu den meist... mehr

W. oder vagenschot (skand. vognskoed, slaw. vančos , nl. waegescotten, engl. wainscot, frz. escot) gehört neben Klappholz zu den meist verhandelten Holzwarengattungen im hansischen Export bes. aus Danzig. W. ist ein brettähnliches, astfreies Halbprodukt, dessen frühes Aussehen aber nicht eindeutig zu bestimmen ist. Nicht auszuschließen ist die anfängliche Verwendung im Festungs- und im Wasserbau, da mit W. schon von Beginn an eine hohe Qualität und damit Aussteifungsbelastbarkeit verbunden wurde. Der Terminus estrichbord (estnisch) in verschiedenen Quellen weist schon im 12. Jh. auf baltische Herkunft, seit dem 15. Jh. vorrangig aus polnischen und altpreußischen Gewinnungsgebieten hin. Seitdem tritt W. als hochpreisiges Vorfabrikat fast ausschließlich in Verwendung für Innenbekleidungen und als Paneele für die Malerei besonders auf dem Amsterdamer Holzmarkt auf, von dem aus es nach ganz Europa verkauft wurde. Der im Englischen zum Teil heute noch verwendete Begriff wainscotting verweist darauf. Nach dem Wrackfund W 5 (bez. als Kupferschiff) aus der Danziger Bucht vom Beginn des 15. Jh. vermutet man, dass W. radial aus dem unteren Teil einer gerade gewachsenen ca. 200 Jahre alten Eiche gespalten wurde, Längen um 2,50 m aufwies und mit Waldkante verhandelt wurde. Vognskudblock aus späteren skandinavischen Quellen könnte darauf verweisen, dass man nach Einführung der Sägetechnik im 13. Jh. (erste Sägemühle in Danzig 1338) als W. bezeichnete Bretter auch aus Blöcken sägte. Im mittelalterlichen Danzig unterschied man drei Qualitäten: W., Brakw. oder Brack-Brackw.. In der Renaissance war blaues W. mit wellenartiger Maserung besonders begehrt, das vor dem Verkauf auch längere Zeit vorgetrocknet werden musste. Dass W. für Planken im Boots- und Schiffbau Verwendung fand, wie die Forschung immer wieder behauptet, ist unwahrscheinlich.

Maik-Jens Springmann2018

Literatur: T. Hirsch, Danzigs Handels- und Gewerbegeschichte unter der Herrschaft des Deutschen Ordens, 1858; F. Mager, Der Wald in Altpreußen, 1, 1960; G. van Tussenbroek, „De droechste waegescotten, die ghij weet te becomen“. De gedifferentieerde houtmarkt voor 1800 en de wisselwerking tussen aanbod, vraag en toepassing, in: Bulletin KNOB (Koninklijke Nederlandse Oudheidkundige Bond), 114, 3, 2015, 170-85; W. Ossowski, The Copper Ship’s cargo, in: The Copper Ship. A Medieval Shipwreck and its Cargo, hrsg. W. Ossowski, 2014, 241–301.
Waldemar II.

(geb. 1170, gest. 28.3.1241) war seit 1202 dänischer König. Schon als Herzog von Schleswig erwarb er 1201 die Grafschaften Holstein und Ratzeburg, mit den Städten Lübeck und Hamburg. Die Herrschaft... mehr

(geb. 1170, gest. 28.3.1241) war seit 1202 dänischer König. Schon als Herzog von Schleswig erwarb er 1201 die Grafschaften Holstein und Ratzeburg, mit den Städten Lübeck und Hamburg. Die Herrschaft W.s über deutsches Gebiet nördlich der Elbe wurde von Kaiser Friedrich II. anerkannt. In einem Kreuzzug eroberte W. 1219 Nordestland. 1223 wurde W. von seinem Vasallen, Graf Heinrich von Schwerin, gefangen genommen. Erst 1225 wurde er nach Verzicht auf  seine deutschen Besitzungen entlassen. W.s Versuch, die alten Rechte zurückzugewinnen, wurde durch die Niederlage von Bornhöved 1227 gegen eine norddeutsche Koalition unterbunden.

Nils Blomkvist2014

Literatur: K. Hörby, Art. Valdemar (II) Sejr, Dansk Biografisk Leksikon, 3. Aufl., XV, 1984, 236-38.
Wappen der Kontore

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Warburg

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Warburg

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Warendorf

Das ostmünsterländische W. entstand im 8./9. Jh. durch Verlegung einer vorher westlich gelegenen Siedlung in eine günstige Furtlage an der Ems im Zuge des Fernwegs Soest–Osnabrück. Noch nicht... mehr

Das ostmünsterländische W. entstand im 8./9. Jh. durch Verlegung einer vorher westlich gelegenen Siedlung in eine günstige Furtlage an der Ems im Zuge des Fernwegs Soest–Osnabrück. Noch nicht letztlich geklärt ist, ob sich hier ein karolingischer Königshof befand; ebenso ist nicht sicher, wann und von wem eine Kirche gegründet wurde. Bis ins frühe 13. Jh. gehörte die Siedlung zum lippischen Einflussbereich, dann setzte sich im Zuge seiner Territorialpolitik der Münsterer Bischof als Stadtherr durch. Die sich nach W. nennende Ministerialenfamilie zählte zur lippischen wie zur münsterschen Ministerialität. Ihr ist der Lübecker Giselbert von W. zuzuordnen.

Spätestens um 1190 ist W. funktional und rechtlich Stadt, zu 1201 datiert der erste Stadtbeleg. Nach einer Aufschwungphase im 13. Jh., in der W. auf 24 ha innerhalb eines Berings anwuchs, stagnierte die Entwicklung. Im 14./15. Jh. schwankte die Einwohnerzahl um 2000, für 1488/9 kann sicher eine Zahl von ca. 1700 errechnet werden. W. gehörte im Hochstift → Münster zu den landtagsfähigen Städten, war gegenüber Münster aber zu keinem eigenständigen Handeln fähig. Die Prinzipalstadt Münster zog spätestens ab dem 16.Jh. alle landtagsfähigen Städte in Informations- und Meinungsbildungsprozesse auch hansischer Art ein und war, gestützt auf Beschlüsse der Hansetage von 1469 und 1470, mit Erfolg bemüht, diese an den Münsterer Hansekosten zu beteiligen. Dies führte zu einer populären, auf Vorstellungen des 19./20. Jh.s gegründeten Annahme, W. sei eine Hansestadt gewesen. Das daraus resultierende Bewusstsein nährt immer noch die gegenwärtige W.er Geschichtskultur. Tatsächlich finden sich nur sehr vereinzelt Fernhandelsbelege (→ Deventer, Antwerpen), eigentliche Fernkaufleute sind nicht nachweisbar und eine nennenswerte Exportproduktion war nicht vorhanden – abgesehen von einer Leinenproduktion im Verlagssystem, deren Erzeugnisse aber im Wesentlichen nur bis Münster bzw. → Osnabrück gehandelt wurden. Wirtschaftlich ist W. als eine Endverbraucherstadt im hansischen Wirtschaftsraum mit einem Einfluss- und Distributionsradius von ca. 20–30 km einzustufen, politisch als abhängig vom Landesvorort Münster.

F. Bernward Fahlbusch2022

Literatur: J. L. Schipmann, Politische Kommunikation in der Hanse (1550-1621), 2004, 109-132; F. B. Fahlbusch, W. – eine Hansestadt?, W.er Schriften 49/50, 2020, 20-53; ders., Wie W. Hansestadt wurde, in: Münsterland, 72 (2022), 307-21.
Warstein

Die nach 1288 seitens des Kölner Erzbischofs zum „Festungsstädtchen“ gegen den Arnsberger Grafen aufgerüstete Siedlung W. wurde 1297 mit Rüthener Recht bewidmet. 1311 ist ein Bürgermeister belegt,... mehr

Die nach 1288 seitens des Kölner Erzbischofs zum „Festungsstädtchen“ gegen den Arnsberger Grafen aufgerüstete Siedlung W. wurde 1297 mit Rüthener Recht bewidmet. 1311 ist ein Bürgermeister belegt, 1415 ein Siegel. Die nur 7-8 ha umfassende ummauerte Fläche barg vor 1700 (geschätzt) deutlich unter 800 Einwohner. W. ist als Nahmarkt- und Zubringerort den städtischen Zwerg- und Minderformen zu zurechnen. Fernhandel ist nicht belegt.

Zwei Belege (von ca. 1450 [wegen Erbsachen] und 1614 [zugewandte Orte]) werden zumeist angeführt, um W. als Hansestadt zu etikettieren. Beide Belege lassen dies nicht zu. L. v. Winterfeld bezeichnete W. als eine der „zugehörigen Städte dritten Ranges“, auch als „zugewandten Ort“, wobei sie sich allerdings auf Rechtsbeziehungen stützte. Zugleich stellte sie fest: „Die späteren Soester ‚Beistädte‘ und ihre zugewandten Orte hat Soest [um 1450] ebensowenig wie … als Hansestädte angesehen.“ (S. 329). Die belegten Beiträge W.s zu den an Soest zu zahlenden Rüthener Hanseumlagen reichen nicht aus, einen „hansischen“ Charakter W.s zu behaupten. Gleichwohl wird heutzutage in W. einer hansischen Vergangenheit erinnert.

F. Bernward Fahlbusch2023

Literatur: F. B. Fahlbusch, Eine kurkölnische Landstadt als Hansestadt?, in: Geschichte der Stadt Rüthen, hrsg. W. Bockhorst, W. Maron, 2000, 177ff., hier 190-91; V. Henn, Die kleinen westfälischen „Hansestädte unter Soest“. Eine Bestandsaufnahme, 2014, ergänzter ND in: ders., Die Hanse – Einheit in der Vielfalt?, 2022, 89-115, hier 95-97; J. L. Schipmann, Politische Kommunikation in der Hanse (1550 – 1621), 2004, 223-28.; L. v. Winterfeld, Das westfälische Hansequartier, in: Der Raum Westfalen Band II,1, hrsg. H. Aubin, F. Petri, 1955, 255-352, hier bes. 309-10, 329, 352.
Wasserversorgung

Zur Infrastruktur einer Stadt und der ländlichen Regionen gehört neben vielen anderen Aspekten vor allem die Versorgung mit Wasser. Beginnend mit der direkten manuellen Wasserentnahme aus... mehr

Zur Infrastruktur einer Stadt und der ländlichen Regionen gehört neben vielen anderen Aspekten vor allem die Versorgung mit Wasser. Beginnend mit der direkten manuellen Wasserentnahme aus umliegenden Gewässern und der Anlage von öffentlichen und privaten Grundwasserbrunnen., die aber leicht versandeten oder verschmutzt wurden, nahmen ab dem Hochmittelalter in den Städten hölzerne Wasserleitungen eine zentrale Rolle ein. Sie ermöglichten im Gegensatz zu den Wasserträgern und -fahrern den konstanten Transport großer Frischwassermengen und waren so für die Entwicklung des Handwerks als auch der Versorgung der Städte unabdingbar. Allerdings schuf dies nur bedingt Abhilfe, weil, wie etwa bei den Wasserleitungen für das Johanniskloster in Lübeck (seit dem frühen 13. Jh.) oder das Marien-Magdalenen-Klosters der Franziskaner in Hamburg (nachgewiesen 1314), auch die Flüsse schon verschmutzt waren, aus denen das Wasser entnommen wurde. Das galt ebenso für die Lübecker „Brauwasserkunst am Hüxtertor“, die vor allem Gemeinschaftssode bediente und rund 1.800 Abnehmer hatte. Sie erhielt das Wasser aber an der Stelle aus der Wakenitz, wo auch das städtische Schlachthaus stand. Seit dem 13. Jh. entstanden im Hanseraum vielfach „Wasserkünste“, bei denen Wasser mit Hilfe von Mühlrädern – seltener, etwa in Stralsund und Celle, mit Pferdekraft – in Hochbehälter auf Türme gepumpt wurde. Mit Hilfe des dann gewonnenen Gefälles wurde es in einzelne Häuser, in „Sode“, für die Benutzung durch die Bewohner mehrerer Grundstücke oder öffentliche Brunnen geleitet. Eine führende Rolle spielten dabei die Städte mit aktiver Exportbrauerei, die solche Anlagen bauten, so Bremen, Hamburg, Braunschweig, Hannover und Magdeburg. In Hamburg hatten selbst Brauhäuser, die an den Fleeten lagen, einen zusätzlichen Leitungsanschluss. Hier musste zudem das niedriger gelegene Katharinenkirchspiel, in dem die Brunnen nur moddriges Grundwasser boten, spätestens im 15. Jh. über eine Entfernung von rund fünf Kilometern über Feldbrunnen mit Quellwasser von außerhalb versorgt werden.

André Dubisch2022

Literatur: Wasserbau in Mittelalter und Neuzeit, hg. M. Schneider, 2009; K. Grewe, Geschichte der Wasserversorgung, 1991; A. Falk, M. Gläser, C. Moeck-Schlömer, Wasserversorgung und Abfallbeseitigung, in: Die Hanse. Lebenswirklichkeit und Mythos, hg. J. Bracker, V. Henn, R. Postel, 2. Aufl 1998, 553-59.
Wattenscheid

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Wechsel

Der ursprünglich aus Italien stammende W. wurde ab dem 13. Jh. v.a. als Zahlungs- und Kreditmittel auf Messen eingesetzt. Als Transferinstrument ermöglichte er zudem eine bargeldlose Abwicklung von... mehr

Der ursprünglich aus Italien stammende W. wurde ab dem 13. Jh. v.a. als Zahlungs- und Kreditmittel auf Messen eingesetzt. Als Transferinstrument ermöglichte er zudem eine bargeldlose Abwicklung von großräumigen Geschäftsbeziehungen für die zunehmend sesshaft gewordene Kaufmannschaft. Seine geringere Verbreitung im hansischen Handelsverkehr dürfte sowohl auf die um 1400 vorherrschenden handelsfeindlichen Brügger Wechselbestimmungen als auch die rückständige Buchführung der Hanse zurückzuführen sein. So notierten die Hansekaufleute zwar ihre Verbindlichkeiten mit dem jeweiligen Vertragspartner, hatten aber das Zusammenfallen mehrerer Verbindlichkeiten zum gleichen Zeitpunkt nicht im Blick, was, wie der Briefverkehr Veckinchusens gezeigt hat, schnell zu geplatzten Wechseln führen konnte.

Sonja Breustedt2022

Literatur: S. Jenks, Hartgeld und Wechsel im hansisch-englischen Handel des 15. Jahrhunderts, in: Geldumlauf, Währungssysteme und Zahlungsverkehr in Nordwesteuropa 1300-1800, hrsg. M. North, 1989, 127-66; J. Munro, Wechsel, in: Von Aktie bis Zoll, hrsg. M. North, 1995, 413-14
Wedderlegginge

W., neuhochdt. Widerlegung, lat. contra- (oder verkürzt zu com-)positio. W. ist ein Geschäft, bei denen ein bestimmter Geldbetrag wider einen anderen gelegt wird, u. a.... mehr

W., neuhochdt. Widerlegung, lat. contra- (oder verkürzt zu com-)positio. W. ist ein Geschäft, bei denen ein bestimmter Geldbetrag wider einen anderen gelegt wird, u. a. in familienrechtlichen Kontexten. Im Norden ist die W. vor allem der Gründungsakt einer → Handelsgesellschaft, die damit als Realvertrag erscheint. Die Einträge im societates-Register des Lübecker Niederstadtbuchs folgen zumeist dem Muster A habet x, contra quas B posuit y. A handelt dann mit den zusammengelegten Summen auf gemeinsame Rechnung. Die Gewinne werden typischerweise halbiert, und zwar auch dann, wenn die Beträge x und y unterschiedlich groß sind. In vielen Verträgen ist der Einsatz des Kapitalgebers (y) doppelt so groß wie der seines Partners, aber es kommen auch die verschiedensten anderen Relationen vor. Vor 1400 bezeichnet W. nicht einen konkreten Gesellschaftstyp in Abgrenzung zu selschop, kumpenye usw. Vielmehr sind diese Begriffe synonym. In den Büchern des Hildebrand → Veckinchusen wird hingegen erstmals differenziert. Die intensiv und laufend gepflegten Haupt-Geschäftsverbindungen heißen dort selschop, während W. eine einmalige, einer Einlage ähnliche Investition bei einem Partner ist, über die dieser lange Zeit – u.U. weit über zehn Jahre lang – nicht abzurechnen braucht. Die W. fällt von da an in ihrer Bedeutung zurück und verschwindet nach und nach hinter komplexeren Formen der Kooperation.

Albrecht Cordes2017

Quellen: Societates. Das Verzeichnis der Handelsgesellschaften im Lübecker Niederstadtbuch 1311–1361, hrsg. A. Cordes, K. Friedland u.a., 2003.

Literatur: A. Cordes, Spätmittelalterlicher Gesellschaftshandel im Hanseraum, 1998; A. Amend-Traut, Art. Handelsgesellschaften, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte II, 2. Aufl. 2012, 703-11; A. Cordes, Handel auf eigene, fremde und gemeinsame Rechnung. Rechtshistorische Einführung, in: Die Handelsbücher des Hildebrand Veckinchusen. Kontobücher und übrige Manuale, hrsg. M. Lesnikov, W. Stark, 2013, LV–LVIII.
Weichsel

Ein 1047 km langer Fluss, die Fläche des Einzugsgebiets beträgt 194,4 km2. Der Strom nimmt seinen Anfang am Berg Barania Góra (Widderberg) in den Schlesischen Beskiden. Ca. 50 km vor der Mündung... mehr

Ein 1047 km langer Fluss, die Fläche des Einzugsgebiets beträgt 194,4 km2. Der Strom nimmt seinen Anfang am Berg Barania Góra (Widderberg) in den Schlesischen Beskiden. Ca. 50 km vor der Mündung teilt sich die W. in zwei Flussarme: die Leniwka und die Nogat, die ein breites Delta (Danziger Werder) bilden. Die W. gehörte zu den wichtigsten Verkehrswegen, die die südlichen Ostseegebiete verbanden. Ihre Bedeutung für Wirtschaft und Verkehr wuchs zusammen mit der Entwicklung der Siedlung und der Konsolidierung der territorialen Organismen im Frühmittelalter. Der Handelsaustausch auf diesem Wege nahm bereits ab dem 13. Jh. an Dynamik zu. Im 13. Jh. kann Salz die wichtigste auf der W. beförderte Handelsware gewesen sein. Ab Ende des 13. Jh. spielten Getreide, Holz und Waldprodukte aus polnischen Gebieten sowie Kupfer aus Oberungarn (der heutigen Slowakei) eine immer größere Rolle. W.aufwärts wurden Fische und Fleisch, Gewebe, Luxuswaren u.a. befördert. Zu den wichtigsten W.städten gehörten Thorn und Danzig; im oberen W.lauf Krakau und in der Neuzeit Warschau. Flusshäfen entstanden auch in zahlreichen kleineren Zentren. Der Versuch der Monopolisierung des W.handels bildete eine der Ursachen für die Kriege zwischen Polen und dem Deutschen Orden. In der 2. Hälfte des 14. und im 16. Jh. wurde die W. dezidiert zum wichtigsten Handelsweg an die Ostsee.

Piotr Olinski2014

Literatur: S. Gierszewski, Wisła w dziejach Polski, 1982.
Wein

Im Hanseraum wurde im allgemeinen zwischen weißem und rotem W. unterschieden, deren Preis sich nach dem Geschmack richtete. Da die Fässer einen abweichenden Inhalt hatten, wurden sie an vielen... mehr

Im Hanseraum wurde im allgemeinen zwischen weißem und rotem W. unterschieden, deren Preis sich nach dem Geschmack richtete. Da die Fässer einen abweichenden Inhalt hatten, wurden sie an vielen Orten von Visierern oder Rödern vermessen. Vielfach wurde ein Fass mit Füllw. zum Auffüllen der zum Verkauf bestimmten Fässer mitgeführt. Ein Jahr nach dem Keltervorgang galten die Creszenzen als Firnw.e und hatten an Wert verloren. Rheinw. kam über Köln in den Handel. Darunter verstand man alle Sorten vom Rhein bis zur Mosel. Elsässer W. galt als eine besondere Sorte noch in Köln und einigen Hansestädten, wurde schließlich aber als Rheinw. angesehen. Fässer mit solchen Kreszenzen wurden nicht nur über Köln gehandelt und gelangten von dort in die Städte nördlich bis nach Brügge oder in den Stalhof von London. Von Brügge aus wurde der W. in die Städte Flanderns verkauft, während die brabantischen Städte ihre W.e auch aus Neuss, Bonn und Aachen beziehen konnten. An die Nord- und Ostseeküste gelangte der W. meist über Kampen nach Bremen oder Hamburg. Von dort wurden die Fässer nach Lübeck gebracht. In Lübeck verschiffte man sie in die Ostseestädte oder dessen Hinterland. Manche Schiffe wagten auch die gefährlichere → Umlandfahrt durch den Skagerrak. Die Nord- wie die Ostseestädte hatten ihre eigenen Ratskeller, in denen vorzugsweise W. angeboten wurde. Bemerkenswert ist, dass Kölner Kaufleute in fast allen Ostseestädten eigene Keller mit einem Ausschank unterhielten. Rotwein aus Frankreich gelangte entweder über Schiffskonvois aus Südfrankreich direkt in die Städte an der Ostseeküste oder über Brügge in den Handel. Andere Sorten kamen aus Spanien, Italien und Griechenland. Solche W.e gelangten auch auf dem Landweg und ein Flusssystem an die Ostsee. Sie hießen Romanier, Malvasier, Reinfall oder anders. Deren Herkunft ist umstritten. Neben diesen Produkten gab es sogenannten „Landwein“, der in Mitteldeutschland und sogar in Preußen gekeltert wurde. Es sei der Claret erwähnt, eine Art Würzw., der allerdings nicht erhitzt wurde.

Klaus Militzer2014

Literatur: Weinbau, Weinhandel und Weinkultur, hrsg. A. Gerlich, 1993.
Wenden

(lett. Cēsis). Am Anfang des 13. Jh. entstand die Burg des Ordens der Schwertbrüder mit einer umzäunten Siedlung (Hakelwerk), die 1221-1227 belegt ist. Vermutlich vor 1323 erhielt W. Rigaer... mehr

(lett. Cēsis). Am Anfang des 13. Jh. entstand die Burg des Ordens der Schwertbrüder mit einer umzäunten Siedlung (Hakelwerk), die 1221-1227 belegt ist. Vermutlich vor 1323 erhielt W. Rigaer Stadtrecht (Bürgermeister erwähnt 1365). 1323 urkundlich als Stadt erwähnt, war W. Mitglied der Hanse (erwähnt 1405, 1434-1435). Im Mittelalter hatte W. Handelsbeziehungen zu Lübeck, war Stapelplatz für den Handel nach Pleskau und Nowgorod und besaß Stadtmauern (14. Jh.) sowie zwei Kirchen. Seit 1480 war die Burg die ständige Residenz des livländischen Ordensmeisters.

Pawel Jeziorski2014

Literatur: J. v. Sivers, W., seine Vergangenheit und Gegenwart, 1857 (ND 1975); C. Mettig, Baltische Städte, 2. Aufl. 1905, 115-29.
Werben

. Das castrum Wirbein wird zu ca. 1005 erstmalig chronikalisch erwähnt. Um 1160 befand sich die Burg W. im Besitz Albrechts des Bären. Im 12. und 13. Jh. entwickelte sich eine kleine... mehr

. Das castrum Wirbein wird zu ca. 1005 erstmalig chronikalisch erwähnt. Um 1160 befand sich die Burg W. im Besitz Albrechts des Bären. Im 12. und 13. Jh. entwickelte sich eine kleine Handelsstadt, die ab 1225 als civitas bezeichnet wurde und das Magdeburger Stadtrecht erhielt. Im 12. Jh. wurde mit dem Bau der Stadtkirche als Kirche des Johanniterordens begonnen, im 14. und 15. Jh. zu einem imposanten Hallenbau ausgebaut. Über den nicht unbedeutenden Kornhandel und die Tuchherstellung kamen die W. Kaufleute in Kontakt mit dem hansischen Handel. W. wuchs in die Hanse hinein und galt spätestens 1359 als Hansestadt, weil es sich unter den Städten befand, die 1359 zum Hansetag in Lübeck geladen wurden. Die Stadt war vom Anfang bis zum Schluss am Bund der „Sieben Städte der Altmark“ (1321 bis 1478) beteiligt. Bis in die achtziger Jahre des 15. Jh.s war W. Hansestadt und schied dann wie die meisten anderen altmärkischen Städte von Bedeutung aus der Hanse aus

Matthias Puhle2021

Literatur: E. H. Wollesen, Chronik der altmärkischen Stadt Werben und ihrer ehemaligen Johanniter-Komturei, 1898; L. Partenheimer, Die Johanniterkomturei Werben in der Altmark zwischen 1160 und 1542, 2005.
Werl

Bei der Sälzersiedlung W. lag seit der Mitte des 9. Jh.s der Herrschaftsmittelpunkt der Grafen von Werl, gegen die sich in der Mitte des 13. Jh.s die Erzbischöfe von Köln durchsetzten und dem Ort... mehr

Bei der Sälzersiedlung W. lag seit der Mitte des 9. Jh.s der Herrschaftsmittelpunkt der Grafen von Werl, gegen die sich in der Mitte des 13. Jh.s die Erzbischöfe von Köln durchsetzten und dem Ort Stadt- und Befestigungsrecht gewährten. Fast alle der 21 Burgmannfamilien (1371) verließen nach und nach die Stadt. Die Nutzungsbeschränkung der ergiebigen Solequellen auf einige Sälzer ist seit 1246 belegt, diese Erbsälzer wurden zum ausschlaggebenden Teil des Stadtpatriziats trotz ihrer sinkenden Zahl von 48 1382 auf acht im Jahr 1600. Die Salzgewinnung dominierte die städtische Wirtschaft, wobei das Salz für Westfalen, nicht aber für den Fernhandel, von Bedeutung war. Jedoch waren Angehörige der Erbsälzerfamilien erfolgreich in den hansischen Handel eingebunden. Seit 1661 etablierte sich W. als Wallfahrtsziel.

Anna-Therese Grabkowsky2019

Literatur: Werl. Geschichte einer westfälischen Stadt, hrsg. A. Rohrer, H.-J. Zacher. 2 Bde. 1994; W. Reininghaus, Die vorindustrielle Wirtschaft in Westfalen. Ihre Geschichte vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des Alten Reiches, 2018, 529-31, 1133.
Werne

W. liegt an der Südgrenze des ehemaligen Fürstbistums Münster, ca. 3 km nördlich der Lippe, auf deren Brücke 1253 Vertreter der Städte Dortmund, Münster, Soest und Lippstadt zur Sicherung des... mehr

W. liegt an der Südgrenze des ehemaligen Fürstbistums Münster, ca. 3 km nördlich der Lippe, auf deren Brücke 1253 Vertreter der Städte Dortmund, Münster, Soest und Lippstadt zur Sicherung des Friedens und des Handels den sog. Werner Bund schlossen, der noch 1443 als rechtsgültig bezeichnet wurde. Vermutlich wegen des Verlustes Lünens an die Grafschaft Mark (um 1336) erhielt W. vom Bischof 1362 Markt- und 1385 Wigboldrecht und wurde nach 1400 befestigt, eine bischöfliche Zollstelle bestand bereits seit 1195; hansische Bezüge sind erkennbar. 1498/99 hatte das landtagsfähige W. ca. 290 steuerpflichtige Einwohner. Der wirtschaftliche Aufschwung der agrarisch geprägten Stadt fand durch Kriege und kriegerische Auseinandersetzungen nach 1590 ein Ende.

Anna-Therese Grabkowsky2019

Quellenverlinkung: https://www.westfaelische-hanse.de/wp-content/uploads/westfaelischehanse_werner_bund_1253.pdf

Literatur: H. Fertig-Möller, Der „Werner Bund“ von 1253. 2006. https://www.westfaelische-hanse.de/wp-content/uploads/westfaelischehanse_werner_bund_1253.pdf [Letzter Zugriff 18.08.2018]; W. Reininghaus, [Art.] Werl, in: Handbuch der historischen Stätten. Nordrhein-Westfalen, 3. Aufl. 2006, 1077-78.
Wesel

Unterhalb der Mündung der bei günstigen Bedingungen bis Haltern schiffbaren Lippe in den Rhein gelegen, wurde das seit den 1230er Jahren klevische W. 1241 zur Stadt erhoben, mit dem Rechtszug nach... mehr

Unterhalb der Mündung der bei günstigen Bedingungen bis Haltern schiffbaren Lippe in den Rhein gelegen, wurde das seit den 1230er Jahren klevische W. 1241 zur Stadt erhoben, mit dem Rechtszug nach Dortmund. Bereits in vorstädtischer Zeit war es ein nicht unbedeutender Marktort am unteren Niederrhein. Handelsbeziehungen der W.er Kaufleute bestanden vor allem mit Köln, Westfalen und den Niederlanden einschl. des Herzogtums Brabant und der Grafschaft Flandern, und auch im Ostseeraum und in England gingen (vereinzelt) W.er Kaufleute ihren Geschäften nach. Haupthandelsgüter waren aus Westfalen herangeführte Baumaterialien (Eichenholz, Hausteine), ferner Wein, Eisen- und Stahlwaren, Salz, Fisch sowie flandrische und holländische, seit dem 14. Jh. auch in W. selbst gefertigte Tuche. Einen Aufschwung erfuhr das Tuchgewerbe im 16. Jh., als Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden neue Webtechniken nach W. brachten. 1407 wurde die Stadt gemeinsam mit → Duisburg und → Zwolle in die Hanse „wieder“aufgenommen. Ab 1412 war sie häufiger, seit Beginn des 16. Jhs. allerdings nur noch gelegentlich mit eigenen Ratssendeboten auf den Hansetagen vertreten, zuletzt 1579. 1447 wurde sie als Vorort der klevischen Städte einer der fünf hovetlinge des westlichen Quartiers der Hanse, das sich bald zum Kölner Drittel entwickelte. In diesem regionalen Rahmen spielte W. eine führende Rolle in hansischen Angelegenheiten: als einer der bevorzugten Versammlungsorte der Drittelsstädte zur Vorbereitung der gesamthansischen Tagfahrten, aber ebenso wegen seines diplomatischen Engagements. Auch am Zustandekommen der Konföderationsnotel 1557 war W. beteiligt. Seit den 1580er Jahren nahmen jedoch die Vorbehalte gegenüber der Hanse zu, von der man auf der einen Seite keine Vorteile mehr erwarten konnte, sich auf der anderen Seite aber mit steigenden Kontributionsforderungen konfrontiert sah, in einer Zeit, in der der W.er Handel erheblich unter den Wirren des spanisch-niederländischen Krieges litt. Dennoch blieb W. wegen seiner traditionellen Verbundenheit mit der Hanse bis zum Schluss Mitglied der Gemeinschaft.

Volker Henn2017

Literatur: Geschichte der Stadt Wesel, hrsg. J. Prieur, 2 Bde., 1991 (darin bes.: C. von Looz-Corswarem, Zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Wesels. Von den Anfängen bis 1609, Bd. 2, 148-202); »zu Allen theilen Inß mittel gelegen«. Wesel und die Hanse an Rhein, IJssel & Lippe, hrsg. W. Arand, J. Prieur, 1991; O. Hollweg, Wesel als Hansestadt 1407-1669, 1991 [Ndr. der Ausg. 1941]; C. M. Raddatz, Hanseatica des Stadtarchivs Wesel 1237-1669, 1990; U. Gechter, Der Weseler Fernhandel im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit, in: Handel und Kirche, hrsg. M. W. Roelen, 2009, 9-46.
Weser

Fluss vom Zusammentreffen der Werra und Fulda bis zur Nordsee (480 km), nimmt u.a. die Aller mit Leine (Hannover) und Oker (Braunschweig) sowie die Hunte (Oldenburg) auf. Schifffahrt ist auf der... mehr

Fluss vom Zusammentreffen der Werra und Fulda bis zur Nordsee (480 km), nimmt u.a. die Aller mit Leine (Hannover) und Oker (Braunschweig) sowie die Hunte (Oldenburg) auf. Schifffahrt ist auf der gesamten W. seit der römischen Kaiserzeit nachweisbar, aber aufgrund von Stromschnellen, Untiefen oder Ablagerungen war die W. schwer befahrbar. Erst die ab 1823 („Weserschifffahrtsakte“) durchgeführten Wasserbaumaßnahmen, v.a. die Stauregelung der Mittelw. (Minden – Bremen) bis 1960, verbesserten nachhaltig die Bedingungen. An Flussübergängen entstanden im Mittelalter Städte in Münden, Beverungen, Höxter, Holzminden, Bodenwerder, Hameln, Hessisch Oldendorf, Rinteln, Minden, Nienburg und Bremen. Zur Hanse gehörten Hameln, Minden und Bremen. Diese Städte und die Weser waren für den hansischen Handel aber von nachrangiger Bedeutung, nur Bremens Handel erlangte seit dem 16. Jahrhundert eine überregionale Dimension.

Thomas Hill 2016

Literatur: Die Weser. Ein Fluss in Europa, 3 Bde., Holzminden 2000.
Westfälischer Friede

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Westhofen

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Wetter

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Wilna

W. (Wilno, Vilno, Vilna, Vilnius) wird erstmals 1251 schriftlich erwähnt. Es ist eine der ältesten Städte →Litauens, die aus einer Siedlung von Handwerkern bei einer Burg hervorging. 1323 wurde W.... mehr

W. (Wilno, Vilno, Vilna, Vilnius) wird erstmals 1251 schriftlich erwähnt. Es ist eine der ältesten Städte →Litauens, die aus einer Siedlung von Handwerkern bei einer Burg hervorging. 1323 wurde W. zur Hauptstadt des Großfürstentums Litauen. Zu dieser Zeit entstand in W. eine genossenschaftlich organisierte Stadtgemeinde, für die eine privilegierte Stellung der großen Kaufleute nachweisbar ist. Ihre Bedeutung als Stand wird durch die heute ausgegrabenen Kaufmannshöfe des 14. Jh.s unterstrichen. Die enge Zusammenarbeit zwischen den litauischen Herrschern und →Riga ließ W. eine intensive Handelsverbindung mit dieser Hansestadt knüpfen. Bekannt ist ferner, dass Großfürst Gedimin (reg. 1316-1341) Kaufleute und Handwerker aus Riga zu sich einlud, aber es gibt keinen direkten Beweis für ihre Niederlassung in W. zu seiner Zeit. Nach der Christianisierung Litauens 1385 erhielt W. das Magdeburger Recht, das ius civile Rigensis civitate, mit dem Privileg der Selbstverwaltung und dem “freien Weg” nach dem Rigaer Recht, so dass danach der Beitrag der Deutschen zum städtischen Fernhandel etwas anstieg. Die deutschen Kaufleute hatten jedoch in W. keine größere Gemeinde und standen darin anderen Eingewanderten nach, v.a. den Übersiedlern aus den politisch zu Litauen gehörigen russischen Städten. Im 15. Jh. zeigte sich eine Tendenz zur Ausdehnung des W.er Handelsverkehrs mit →Danzig.

Marina Bessudnova2021

Literatur: Z. Kiaupa, Die litauischen Städte im Spätmittelalter zwischen eigener Herkunft und dem Einfluß ausländischen Nachbarn, in: Zwischen Lübeck und Novgorod, 1996, 167-77; H. Samsonowicz. Z zagadnień handlu litewsko-hanzeatyckiego w XV w., in: Tarp istorijos ir butoves. Studijos prof. Edvardo Gudaviciaus 70-meciui, hrsg. A. Bumblauskas, R. Petrauskas, 1999, 75-85.
Windau

(lett. Ventspils) war zunächst eine Burg des Deutschen Ordens (erwähnt 1290) mit einer umzäunten Siedlung (Hakelwerk), die angeblich schon 1244 entstand. Es wurde an der Mündung der Windau... mehr

(lett. Ventspils) war zunächst eine Burg des Deutschen Ordens (erwähnt 1290) mit einer umzäunten Siedlung (Hakelwerk), die angeblich schon 1244 entstand. Es wurde an der Mündung der Windau gegründet. Der Hafen ist 1263 urkundlich erwähnt. Das erste Stadtsiegel stammt von 1369. Um die Mitte des 14. Jh. (1378?) erhielt W. das → Rigaer Stadtrecht (Rat, Gilden). W. war Mitglied der Hanse (erwähnt nur 1440 und 1444) und Ausfuhrhafen für Goldingen. Es besaß Stadtmauern und eine Stadtkirche (erwähnt 1298).

Pawel Jeziorski2014

Literatur: C. Mettig, Baltische Städte, 2. Aufl. 1905, 345-62.
Wisby

W. ist eine Hansestadt auf der Insel → Gotland. Der Name stammt aus dem altnordischen vi = Opferplatz und by = Ort. Die ersten Siedlungsspuren stammen aus dem 8./9. Jh. Am Ort Wi... mehr

W. ist eine Hansestadt auf der Insel → Gotland. Der Name stammt aus dem altnordischen vi = Opferplatz und by = Ort. Die ersten Siedlungsspuren stammen aus dem 8./9. Jh. Am Ort Wi wurde die erste christliche Kirche Gotlands, die Allerheiligenkirche, Vorgänger von St. Pers, errichtet und ein Hafen im rechtlichen Sinne eingerichtet. Hieraus entwickelte sich die Stadt W. Aufgrund der geographischen Lage Gotlands als beste Seeübergangsstelle nach Russland/Byzanz wurde W. spätestens im 12. Jh. zur zentralen Drehscheibe im Ost-Westhandel. Hier trafen russ. Kaufleute auf Skandinavier, “Deutsche” und Friesen. Die Bewohner Gotlands, die Gutnen, selbst waren die wichtigsten Kaufleute in Nordeuropa. W. war zudem eine bedeutende Übergangsstelle bei der Christianisierung und Kolonisierung des Baltikums. Wie in anderen schwedischen Städten auch kam es im späten 12. Jh. zu einem Zuzug von deutschen Kaufleuten nach W. Sie behielten ihren besonderen Status und bildeten, wie in Schweden üblich, einen eigenen Teil des Rates. Spätestens 1225 erhielten sie ihre eigene Kirche, St. Marien. Die deutsch und schwedisch sprechenden Ratsherren in W. besaßen bis 1332 jeweils ein eigenes Siegel, das sie gemeinsam an die städtischen Urkunden anbrachten. Nach 1332 bis zur Abschaffung 1471 lebte die Zweisprachigkeit nach allgemein schwedischem Vorbild nur in den städtischen Aufzeichnungen weiter. Neben den in W. wohnenden Kaufleuten deutscher Sprache gab es auch die Gruppe der nach Osten durchreisenden deutschen Kaufleute, die andere Interessen als  die Bürger besaßen. Diese Kaufleute bildeten zur Mitte des 13. Jh. ein eigenes Kontor, den Staven von W., heraus, das ein festes Haus und eine feste innere Struktur mit Älterleuten etc. besaß. Das Kontor betrieb eine sehr aktive, eigene Politik und steuerte zudem die Geschicke des Kontors von → Novgorod, dessen Kasse in St. Marien in W. verwahrt wurde. Seit 1294 versuchte Lübeck aus hausmachtpolitischen Gründen, die Macht des W.er Kontors zu brechen und konnte 1298 dessen völlige Entmachtung durchsetzen. Allerdings lebte das Kontor als Einrichtung noch bis mindestens 1350 weiter. Die Rolle der Deutschen in W. wurde seit 1920 zunehmend unter nationalistischen und nationalsozialistischen Gesichtspunkten betrachtet. Hierbei spielte vor allem die Auslegung des sogenannten Artlenburg-Privilegs von Heinrich dem Löwen für Lübeck aus dem Jahr 1161 eine besondere Rolle. Von Seiten der deutschen Forschung wurde hierbei eine Gruppe der “Gotländischen Genossenschaft” in W. konstruiert, die dort besondere Herrschaftsrechte gehabt haben sollte. Diese Konstruktion gilt heute als überholt, hat aber für einen erbitterten und langanhaltenden Streit zwischen schwedischen und deutschen Forschern gesorgt. W. gilt heute als bestbewahrte mittelalterliche Stadt Schwedens, auch wenn Lübecker 1525 alle Kirchen mit Ausnahme von St. Marien zerstört haben.

Carsten Jahnke2014

Literatur: C. Jahnke, "Homines imperii" und "osterlinge", HGbll. 129 (2011), 1-57.
Wismar

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Wohltätigkeit

W. in Form von Almosen zählt im Christentum nach Mk 10,21 wie auch später die Bereitstellung von Sachleistungen „zum allgemeinen Besten“ als Akt der Nächstenliebe. Durch Entwicklung des... mehr

W. in Form von Almosen zählt im Christentum nach Mk 10,21 wie auch später die Bereitstellung von Sachleistungen „zum allgemeinen Besten“ als Akt der Nächstenliebe. Durch Entwicklung des Fegefeuergedankens seit dem 13. Jh. konnte die W. weiterhin eine geistliche Form für bereits Verstorbene einnehmen, die ihrerseits die Lebenden in einem sacrum commercium für die W. belohnen (Othenin-Girard). W. wurde dadurch im Hanseraum wie im gesamten orbis catholicus sowohl in materieller wie geistlicher Form geleistet. Materiell erfolgte W. seit dem 13. Jh. z.B. durch standardisierte Gaben zum Unterhalt von Wegen u. Stegen und Gabe an die kirchliche fabrica (z.B. in Testamenten) oder als Almosen, teils als Speisegabe, im Hanseraum oft in Form von Schönroggen oder als Sachgabe u.a. in Form von Schuhen oder Seelenbädern. Almosenstiftungen konnten dabei individuell oder in einer Gruppe (häufig durch →Bruderschaften) erfolgen, wobei innerhalb der Bruderschaften die W. wiederum als individuelle Gabe eines Einzelnen aufgefasst werden konnte (Jahnke). Zudem konnten wohltätige Stiftungen (Armen- u. Siechenhäuser, Hospitäler etc.) die W. verstetigen. Die Vermögenswerte der wohltätigen Stiftungen wurden auch nach der →Reformation weiter als solche genutzt und dem städtischen Armenkasten zugeordnet.

In der kirchlichen Heilsökonomie vor der Reformation bestand die W. der Lebenden an die Toten zumeist aus Gebeten und Stiftungen von Seelgeräten (nach Mt 6,19–20) wie z.B. der Einrichtung von Totenmessen. Die Toten sorgten hierbei in wechselseitiger Dankbarkeit zum einen für Waffenhilfe für die Lebenden wie sie auch die Erlösung durch himmlische Vermittlung vorantreiben konnten. W. in Form von Totenfürsorge war dabei eine familiäre wie auch gruppenspezifische Aufgabe. Die Formen der W. änderten sich nach der →Reformation wesentlich, da sie ihren Bezug auf die Verkürzung der Leidenszeit im Fegefeuer verloren. Sie wurden aber im Gedanken der christlichen Nächstenliebe (nach Lk 22,27) im hansischen Raum weitergeführt.

Carsten Jahnke2023

Quellen: C. Jahnke, Gott gebe, dass wir alle selig werden mögen. Die Mitgliederverzeichnisse der Heilig-Leichnams-, St. Antonius- und St. Leonhards-Bruderschaft zur Burg in Lübeck sowie das Bruderschaftsbuch der Heilig-Leichnams- und St. Mauritiusbruderschaft der Weydelude zu St. Katharinen, 2022.

Literatur: M. Othenin-Girard, Der Dank der Toten. Zur Vorstellung von wechselseitigen Hilfeleistungen zwischen Lebenden und Verstorbenen im Spätmittelalter, in: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte 92 (1998), 165-90; S. Rabeler, Zur Sozialgeschichte der Armenfürsorge in den Städten des südlichen Ostseeraums (13.-16. Jh.), in: HGbll 125 (2007), 187-98; Formen der Armenfürsorge in hoch- und spätmittelalterlichen Zentren nördlich und südlich der Alpen, hrsg. L. Clemens, A. Haverkamp, R. Kunert, 2011.
Wolchow

(finn. Olhava). Der Fluss verbindet den Ilmen-See mit dem Ladoga-See und stellt somit die wichtigste Verkehrsader Novgorods zur Ostsee dar. Ein Hindernis für die Schifffahrt waren die... mehr

(finn. Olhava). Der Fluss verbindet den Ilmen-See mit dem Ladoga-See und stellt somit die wichtigste Verkehrsader Novgorods zur Ostsee dar. Ein Hindernis für die Schifffahrt waren die Stromschnellen im Mittellauf, die ggf. ein Umladen der Güter notwendig machten. Spätestens in der Wikingerzeit bildete der W. einen wichtigen Teil des Wasserstraßennetzes aus Nordeuropa nach dem Schwarzen und Kaspischen Meer. Im 8.-9. Jh. entstanden am Fluss Staraja Ladoga und Rjurikovo gorodišče, im 10. Jh. Novgorod.

Anti Selart 2014

Literatur: C. v. Stern, Ein dunkler Punkt im Deutsch-Novgoroder Handelsvertragsentwurf von 1268, HGbll. 62 (1938), 188-200.
Wollin

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Wolmar

(lett. Valmiera). Im 13. Jh. entstand eine Burg W. des → Deutschen Ordens mit einer umzäunten Siedlung (Hakelwerk) am rechten Ufer der livländischen Aa (lett. Gauja), dann vermutlich vor 1323 eine... mehr

(lett. Valmiera). Im 13. Jh. entstand eine Burg W. des → Deutschen Ordens mit einer umzäunten Siedlung (Hakelwerk) am rechten Ufer der livländischen Aa (lett. Gauja), dann vermutlich vor 1323 eine Stadt, die (vor?) 1328 das → Rigaer Stadtrecht erhielt. W. war Mitglied der Hanse (erwähnt 1365?, 1434-1435). Es lag am Wasserweg zur Ruś, besaß Stadtmauern und eine Kirche (1283-1287). W. war häufig Ort der livländischen Land- und Städtetage und wurde 1560 und 1577 durch Russen zerstört.

Pawel Jeziorski2014

Literatur: C. Mettig, Baltische Städte, 2. Aufl. 1905, 142-68.
Wullenwever, Jürgen

W. (geb. ca. 1488 Hamburg, hingerichtet 24.9.1537 Wolfenbüttel), jüngerer Sohn eines Hamburger Kaufmanns, stieg seit 1525 in Lübeck zum Ältermann der Novgorodfahrer. Trotz der Heirat mit einer... mehr

W. (geb. ca. 1488 Hamburg, hingerichtet 24.9.1537 Wolfenbüttel), jüngerer Sohn eines Hamburger Kaufmanns, stieg seit 1525 in Lübeck zum Ältermann der Novgorodfahrer. Trotz der Heirat mit einer Lübeckerin um 1525 erwarb er erst das Bürgerrecht, als er in der Politik Lübecks aktiv wurde. Anfang 1530 kam er als Lutheraner in den 64er-Ausschuss zur Kontrolle der Finanzpolitik des Rates. Im Februar 1533 wurde er zum Ratsherrn gewählt, kurz darauf zum Bürgermeister. Obwohl die Stadt keine Unterstützung bei den anderen Hansestädten fand, wollte W. durch eine aggressive Politik gegen Holland die Stellung Lübecks im Ostseeraum wiederherstellen. Dafür brauchte er die Unterstützung Dänemarks, doch kam es dort schon vor dem Tod König Friedrichs I. 1533 zum Konflikt um den Thron, in den W. mit der „Grafenfehde“ einzugreifen suchte. Nach schweren Niederlagen gegen Christian III. trat W. im August 1535 zurück. Im November 1535 wurde er, inzwischen Amtmann in Bergedorf, gefangen genommen und 1536/37 in einem von Herzog Heinrich II. von Braunschweig-Wolfenbüttel betriebenen Prozess wegen Veruntreuung von Kirchengütern, Verrats und Unterstützung der Münsteraner Wiedertäufer zum Tode verurteilt.

Jürgen Sarnowsky2019

Literatur: R. Postel, W., in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, 13, 494-508; ders., W. – Demokrat oder Demagoge?, in: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 90 (2010), 11-26; G. Korell, W. Sein sozialpolitisches Wirken und der Kampf mit den erstarkenden Mächten Nordeuropas, 1980.
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