Der Hansische Geschichtsverein stellt schrittweise die Artikel des in Vorbereitung befindlichen HanseLexikons zur freien Ansicht auf die Homepage. Eine gedruckte Ausgabe ist nach Abschluss geplant.
Bitte beachten Sie das Urheberrecht der jeweiligen Autor:innen und zitieren die Artikel wissenschaftlich korrekt.
Buchstabe I
Unterhalb der im späten 11. Jh. gegründeten landesherrlichen Burg (nebst Benediktinerabtei) I. entstand im 12. Jh. ein suburbium, dessen Entwicklung zur Stadt aber im 13. Jh. steckenblieb. 1359 erhielt die minderstädtische Siedlung ein Weichbildprivileg. Ein Einbezug in hansische Kommunikationen oder die Beisteuerung zu hansischen Kontributionen ist nicht feststellbar, ebenso wenig sind es Fernhandelsbeziehungen. Eine Behauptung des Osnabrücker Rates von 1554, alle städtischen Siedlungen des Hochstifts seien hansisch, ist als Osnabrücker Positionierung in einer bestimmten Konstellation anzusehen. Eine ebenfalls Osnabrücker Ratsüberlegung, auch I. 1591 zur beschlossenen 40fachen Kontribution heranzuziehen, ist offensichtlich nur Absicht geblieben. Beide Belege sind für den oft behaupteten „Beistadt“-Charakter I.s (und auch als Beleg für ein „hansisches Unterquartier“ im Hochstift Osnabrück) untauglich.
Literatur: R. Lohmar, Iburg, in: Handbuch der niedersächsischen Hansestädte, bearb. J. Bohmbach, 1983, 103-07; F. B. Fahlbusch, Osnabrück, seine ‚Beistädte‘ und die Theorie vom hansischen Unterquartier, in: HansGbll 109 (1991), 43-63: J. L. Schipmann, Politische Kommunikation in der Hanse (1550 – 1621). Hansetage und westfälische Städte, 2004, 133-18; G. Vollbrecht, I. und die Hanse, 2001.
Der etwa 125 km lange Fluss I. (niedersächsisch: Iessel) stellt die drittgrößte Abzweigung des →Rheins dar und führt etwa 15% des Rheinwassers Richtung Norden ab. Der Fluss trennt sich bei Westervoorde östlich von Arnhem vom Rhein, um im heutigen I.meer zu münden. Im Mittelalter bildete die I. ein Delta, das unweit des zuiderseeischen Hafens Kampen im offenen Meer auslief. Die I. entstand relativ spät. Sie wird erst seit dem 6. Jh. vom Rhein bewässert und wuchs bis zum 9. Jh. zu einem wichtigen Wasserweg, der durch Friesen und Wikinger benutzt wurde und zum Aufstieg der Handelsniederlassungen →Deventer und →Zutphen beitrug. Dies widerspricht der traditionellen Auffassung, die I. sei aus dem Drususkanal entstanden, den 12 n. Chr. der gleichnamige römische Feldherr für Kriegszwecke graben ließ. Zwischen 1250 und 1450 war die I. ein wichtiger Handelsweg, dem neben Zutphen und Deventer auch Hattem, Kampen und in geringerem Maße Zwolle ihre Blüte verdankten. Die Elisabethfluten von 1421 und 1423, die eine Zunahme des Abflusses von Rheinwasser durch die Waal nach dem Westen einleiteten, sollen in kurzer Zeit zur Versandung der I. und zur Beeinträchtigung der Schiffbarkeit geführt haben. Tatsächlich wurden die Folgen jedoch erst nach 1480 spürbar, nachdem 1483 die Entstehung eines neuen I.zweigs bei Doetinchem die Versandung beschleunigte. 1485 warnte der klevische Herzog die I.städte vor den negativen Folgen der ungleichen Wasserabfuhr in der I., konnte aber die rivalisierenden Städte nicht zur Maßnahmen dagegen bewegen. Stattdessen entschieden sich die Städte für die Ausbesserung der Landverbindungen, als Kampen, Deventer und Zutphen 1448, 1480 und 1482 Brücken über die I. legten. Um etwa 1500 war die I.mündung kaum mehr für größere Schiffe zugänglich, die seitdem auf das aufstrebende Amsterdam angewiesen waren. Dass der Handelsverkehr über die I. bereits in dieser Zeit wegen der geringen Schiffbarkeit definitiv einen Niedergang erlebte, wird allerdings bezweifelt, da aus den Sundzollregistern der Transport auf vielen kleineren Schiffen hervorgeht, die noch bis ins 16. Jahrhundert im I.verkehr genutzt wurden.
Literatur: W. Jappe Alberts, De Nederlandse Hanzesteden, 1980; F.C. Berkenvelder, Zwolle als Hanzestad,1983); J. van Duijl,”Duedt secretlix”. De omgang met informatie in de koopvaardij van de I.steden in het Oostzeegebied in de zestiende eeuw, Overijsselse Historische Bijdragen 132 (2017) 53-75; B. Maschke, G.J. Maas, D.G. van Smeedijk, The age and origin of the Gelderse I., Netherands Journal of Geoscience 87/4 (2008) 323-37; J. Weststrate, In het kielzog van moderne markten. Handel en scheepvaart op de Rijn, Waal en I. ca. 1360-1560, 2008; J. Ten Hove, Geschiedenis van Zwolle, 2005.
- in Planung / Vorbereitung -
Der Handel mit I., ab 1262 Schatzland der norwegischen Krone, unterstand dem Hafen von Bergen als Stapelplatz, und war für hansische Händler untersagt. Ein direkter Handel mit I. ist jedoch ab 1423 nachweisbar, trotz oft wiederholter Beschwerden des Bergener Kontors, und wurde dann ab 1525 von den Hansetagen toleriert. Hauptexportgüter waren Stockfisch, weiter Schwefel, Falken und Wadmal (Wollstoff), die im Tauschhandel mit den Isländern gegen Lebensmittel, Bauholz, Eisen, Stoffe usw. verhandelt wurden. Das 15. Jh. war geprägt von (gewalttätiger) Konkurrenz mit den Engländern, die zu diesem Zeitpunkt den Handel mit I. dominierten, ab dem Anfang des 16. Jhs. jedoch größtenteils verdrängt wurden. Der Handel mit I. wurde vor allem aus Hamburg betrieben, wo sich 1500 die St.-Annenbruderschaft der I.-Fahrer gründete. Daneben sind Bremer, Lübecker, Danziger und Oldenburger auf I. belegt, die insgesamt etwa 20 unterschiedliche Häfen benutzten, sich aber nicht dauerhaft niederlassen durften, obwohl ab 1533 eine Kirche der Hamburger in Hafnarfjörður belegt ist. Ab 1563 wurden vom dänischen König Lizenzen für einzelne Häfen eingeführt; 1601 folgte dann die Sperrung des Handels mit I. für alle Ausländer, obwohl dänische Händler noch einige Zeit Hamburger Schiffe und Handelswege benutzten.
Literatur: E. Baasch, Die Islandfahrt der Deutschen, namentlich der Hamburger, vom 15. bis 17. Jahrhundert, 1889; A. Hofmeister, Hansische Kaufleute auf Island im 15. und 16. Jh., in: Kirche - Kaufmann - Kabeljau, hrsg. A. Hofmeister, A. Löhr, 2000, 33-46; R. Hammel-Kiesow, Die Politik des Hansetags. Möglichkeiten und Grenzen gemeinsamer Politik am Beispiel des Nordatlantikhandels, in: Hansischer Handel im Strukturwandel vom 15. zum 16. Jahrhundert, hrsg. ders. , S. Selzer, 2016, 183-208.
Nach der Aufnahme der direkten →Islandfahrt im 15. Jh. bildeten sich in den beteiligten Städten Gruppen der I. Nur in Hamburg entstand eine eigene Institution, die 1500 gegründete St.-Annenbruderschaft der I. Sie war eine religiöse und karitative Vereinigung, an der auch die →Shetland- und →Färöer-Fahrer teilhatten. Ihre Spendenregister bilden eine wichtige Quelle für die Erforschung des Hamburger Handels mit dem Nordatlantik. Zudem waren I. Mitglied der städtischen Kaufmannsgesellschaften, namentlich – bis zum Ende der Hamburger Islandfahrt im frühen 17. Jh. – bei den Englandfahrern.
Quellen: StAH, 612-2/5, 2 Bd. 1: Spendenregister 1533-1628 [https://hansdoc.dsm.museum/Docs/15330000HAM00.html]
Literatur: R. Ehrenberg, Aus der hamburgischen Handelsgeschichte, in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 10 (1899), 1-40; B. Holterman, The Fish Lands, 2020.