Dienstag, 22.05.2018
10:15 Manfred Böhme/ Götz Alper (Halle)
Der Markt und das Kaufhaus von Stendal - Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen 2015 und 2016
Der archäologischen Untersuchung des Stendaler Marktplatzes waren mehrere Grabungskampagnen in den Jahren 2014 bis 2016 gewidmet. Im Ergebnis lässt sich eine Nutzung des Platzes seit dem 11./12. Jahrhundert nachweisen. Nach Mitte des 12. Jh. gewinnt diese an Intensität, was gut mit der Verleihung des Markrechtes 1160 zu korrelieren ist. Ein Charakteristikum des Platzes sind die zahlreichen, zeitlich aufeinanderfolgen Entwässerungsgräben, welche auf dem Platz zwischen 1160 und 1225 angelegt wurden. Diese Gräben hatten zudem die Funktion einer Abgrenzung des Platzes und möglicherweise auch die einer räumlich-zweckbestimmten Unterteilung der 65 mal 65 Meter großen Fläche. Die Marktereignisse und damit verbundene produzierende Gewerbe sowie die Standorte von deren Buden lassen sich oft bis ins Detail beleuchten. Eine Zäsur stellte die Errichtung des Kaufhauses um das Jahr 1180 dar, nicht nur durch das veränderte Erscheinungsbild des Marktes, sondern auch durch Restriktionen, welche die Art der Baulichkeiten auf dem verbliebenen freien Platz regulierten. Mit Beginn des 14. Jahrhunderts kann die weitere Geschichte des Platzes kaum noch mit archäologischen Informationen unterlegt werden, da zwischen 1310 und 1320 der Markt seine erste Pflasterung erhielt. Damit ist die Entstehung von Bodenbefunden kaum mehr möglich.
11:00 Tilo Schöfbeck (Schwerin)
Städtebau und Stadttopographie im spätmittelalterlichen Stendal
12:15 Jan Richter (Magdeburg)
Die Altmark und die Kunst im Hanseraum
Die Altmark gehört zu den Regionen mit einer der höchsten Kirchendichten in Deutschland. Entsprechend groß ist die Anzahl der erhaltenen mittelalterlichen Ausstattungsstücke. Der Vortrag konzentriert sich auf die Retabel, die künstlerisch gestalteten Aufsätze der Hoch- und Nebenaltäre. Die landläufig als Flügel- oder Schnitzaltäre bezeichneten Ausstattungsstücke kamen im frühen 14. Jahrhundert in Mode. Ihre formale Entwicklung lässt sich in der Altmark fast lückenlos bis zum Ende des Spätmittelalters verfolgen. Abgesehen von ihrer kunsthistorischen Bedeutung sind diese Werke wichtige Indikatoren für die politische und wirtschaftliche Entwicklung der Region. Anders als etwa bei den Kirchenbauten handelt es sich hier um Produkte, die über weite Strecken bewegt werden konnten. Ihre Herkunft gibt nicht nur Einblicke in die persönlichen Verbindungen der jeweiligen Auftraggeber, sondern lässt anhand der geographischen Verteilung auch wirtschaftspolitische Einflusssphären erkennen.
19:00 Heiner Lück (Halle)
Stadtrechte in der Altmark. Ein Versuch zu Vielfalt, Verwandtschaften und Typologie
Die Altmark ist eine Kulturlandschaft mit unverkennbaren Eigenheiten in ihrer komplexen historischen Entwicklung. Von ihr gingen starke Impulse für das spätmittelalterliche Recht aus. Bekannt sind die Glosse des Sachsenspiegel-Landrechts von Johann von Buch, die sog. Stendaler Glosse des Sachsenspiegels und ein früher Stendaler Wiegendruck des Sachsenspiegels. Das sind wichtige Zeugnisse, welche zwar die Relevanz des sächsischen Landrechts betreffen, doch belegen Provenienz und Bezeichnungen einen Zusammenhang mit den Städten. Demgegenüber sind die Stadtrechte der Altmark aus rechtsgeschichtlicher Sicht offenbar weniger spektakulär, obwohl es gute Überlieferungen und Editionen gibt. Dessen ungeachtet haben die altmärkischen Stadtrechte das städtische Leben, insbesondere Handel und Handwerk sowie die privaten Rechte der Bürger und deren Beteiligung an der städtischen Selbstverwaltung, geregelt und wohl auch befördert. Selbstbewusst agierten mehrere Städte, allen voran Stendal, Salzwedel und Tangermünde, als Mitglieder der Hanse - nicht zuletzt auf der Grundlage ihrer Privilegien und eigenen Rechtssetzungen. Die "Stadtrechtslandschaft" der Altmark zeichnet sich durch eine gewisse Heterogenität aus, welche angesichts der geographischen Nähe Magdeburgs mit seinem dominanten wie einflussreichen Stadtrechtstypus recht bemerkenswert ist. In dem Vortrag soll versucht werden, eine Bestandsaufnahme zu den altmärkischen Stadtrechten, ihren Verwandtschaften und Unterschieden zu präsentieren. Des weiteren soll nach einer eventuell erkennbaren Typologie gefragt werden.
Mittwoch, 23.05.2018
9:30 Hartmut Kühne (Wandlitz)
Ablass-Wallfahrt-Rosenkranz. Neue (Be-)Funde zur Frömmigkeit im Hanseraum um 1500
10:15 Christian Warnke (Magdeburg)
Besitz der altmärkischen Hansebürger in den Dörfern der alten Mark
Das überlieferte Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 bietet den ältesten Überblick über die Rechte und Einkünfte der brandenburgischen Landesherrschaft in den einzelnen Landschaften der Mark. Neben den Einkünften des Markgrafen gibt das Landbuch weiterhin Auskunft über den Anteil von adligen, geistlichen und bürgerlichen Einkünften aus den Dörfern. Obwohl für die Altmark kein vollständiges Dorfregister vorliegt, ermöglicht es dennoch einen Einblick in die vielfältigen Besitz- und Rechtstitel der damaligen Zeit. Bereits die ersten summarischen Auswertungen des altmärkischen Teiles des Landbuches zeigten den hohen Anteil an Besitz und Rechten des altmärkischen Bürgertums. Doch wie gelangten diese ursprünglich markgräflichen bzw. allodialen adligen Rechte in die Hände des Bürgertums? Um diese Frage zu beantworten, wird im Vortrag auf die Besiedlung der Altmark eingegangen. Dabei soll die Einbeziehung dieser Landschaft ins ostfränkisch-deutsche Reich nachvollzogen und die Akteure dieses Prozesses vorgestellt werden.
11:30 Angela Ling Huang (Lübeck)
Mittendrin statt nur dabei: Die Altmarkstädte im hansischen Wirtschaftsraum
Die Liste der Städte, die über die Jahrhunderte hinweg an Hanse teilnahmen, ist lang. Wohlbekannt sind die aktiveren Städte, Lübeck, Hamburg und die im Ostseeraum gelegenen Städten, weiter etwa Lüneburg und die Rheinmetropole Köln, im Inland insbesondere Braunschweig und Magdeburg. Neben diesen Hansestädten, die zugleich die führenden Märkte ihrer Regionen waren, ist eine Vielzahl weiterer Städte mehr oder weniger dauerhaft als Hansestadt bekannt – so auch die Altmarkstädte Gardelegen, Osterburg, Salzwedel, Seehausen, Stendal und Tangermünde. Die hansischen Interessen dieser Städte sind allerdings für uns oft nur schwer nachvollziehbar. Wie verstehen wir also die Altmarkstädte als Hansestädte? Die Aktivitäten altmärkischer Kaufleute auf den Märkten, für die niederdeutsche Kaufleute gemeinsam Privilegien hielten, und Teilnahme der Altmarkstädte an hansischen Aktivitäten, namentlich Hansetagen, bieten einen Anfangspunkt für die Beschäftigung mit dieser Frage. Hier ist ihre aktive Beteiligung allerdings eher geringfügig – und Hanse kann demnach über die Zeit hinweg als eine eher unbedeutende Wirtschaftskomponente dieser Städte eingeschätzt werden. Darüber hinaus lohnt sich eine breitere Betrachtung der überregionalen Wirtschaftsbeziehungen der Altmarkstädte in einem hansestädtischen Märktesystem. Altmärkische Handelsgüter und überregionale Wirtschaftskontakte altmärkischer Kaufleute sowie Kapitalbeziehungen der Altmarkstädte im hansestädtischen Netzwerk sind geeignet zu illustrieren, dass die Altmarkstädte durchaus an hansestädtischen Netzwerken teilhatten, dass Privilegiennutzung alleine ihr Interesse an der Städtekooperation Hanse nicht vollständig abbilden.
12:15 Matthias Puhle (Magdeburg)
Die altmärkischen Städte zwischen den hansischen Städtebünden in Nord und Süd
In der Altmark gab es im späten Mittelalter acht Städte, die zu den Mitgliedern der Hanse zählten: Gardelegen, Havelberg, Osterburg, Salzwedel, Seehausen, Stendal, Tangermünde und Werben. Bis auf Havelberg, das sich stärker an der Prignitz und der Mark Brandenburg orientierte, waren alle Städte in einem altmärkischen Städtebündnis vereint, das als die „Sieben Städte der Altmark“ in die Geschichte einging, und zwischen 1321 und 1478 existierte. Diese Städte waren unterschiedlich stark an den elf in diesem Zeitraum geschlossenen Sonderbünden beteiligt. Darüber hinaus waren mehrere altmärkische Städte an den Bünden des wesentlich umfassenderen Sächsischen Städtebundes beteiligt, der vom Ende des 14. bis zum Ende des 15. Jahrhundert seine größte Wirksamkeit entfaltete und die Hansestädte zwischen Weser und Elbe umfasste. Durch ihre besondere Lage zwischen den an der Nord- und Ostseeküste gelegenen Hansestädten und den hansischen Binnenstädten, die in den hansischen Quellen als „oberheidische Stäte“ bezeichnet wurden, erhielten die Städte der Altmark eine Art „Scharnierfunktion“ zwischen diesen Gruppen innerhalb der Hanse. Das wird auch durch die Zugehörigkeit der altmärkischen Städte in den sogenannten hansischen Tohopesaten (Bündnisse der gesamten Hanse) in der Mitte des 15. Jahrhunderts deutlich, in denen Stendal, Salzwedel, Seehausen, Osterburg und Tangermünde nicht dem sächsischen Drittel unter der Führung Magdeburgs und Braunschweigs, sondern dem Hamburger Drittel angehörten. Diese besondere Position der altmärkischen Städte im System der Hanse wird in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht betrachtet.
15:30 Klaus Krüger (Halle)
Sonderfall Altmark: Städte, Herren und Fürsten im 14. und 15. Jahrhundert
16:15 Stephan Freund (Magdeburg)
Identität und Traditionsbildung in den Hansestädten der Altmark. Eine Skizze
Der Vortrag diskutiert die Begriffe ‚Identität‘ und ‚Traditionsbildung‘ und geht der Frage nach, welche Erkenntnisse damit für das Selbstverständnis ausgewählter Hansestädte der Altmark zu gewinnen sind. Darüber hinaus werden Formen der Selbstdarstellung von Städten aufgezeigt und danach gefragt, welche Spuren hansischer Identität aus dem Mittelalter erhalten geblieben sind und inwieweit sie gegebenenfalls bis heute das städtische Selbstverständnis prägen. Damit wird zugleich der Blick auf ein für diese Region bislang weitgehend unbearbeitet gebliebenes Forschungsfeld geöffnet.